Der US-Präsident denkt in Deals – und riskiert eine Wirtschaftskrise.

Es war wohl der teuerste Tweet aller Zeiten: Am Sonntagmittag schickte US-Präsident Donald Trump eine digitale Breitseite gegen China in die Welt. Der 72-Jährige drohte darin, schon von Freitag an die Sonderzölle auf Wareneinfuhren aus China von bisher zehn auf 25 Prozent zu erhöhen. Die Finanzmärkte reagierten geschockt: Die Börsen in Fernost brachen ein, auch der deutsche Aktienindex DAX verlor zeitweise mehr als zwei Prozent. Weltweit hat der Mann mit dem schnellen Daumen in Sekunden Milliarden vernichtet.

Schlimmer noch: Der erratische Präsident hat auch die Hoffnungen auf eine Einigung im Handelsstreit mit China schwinden lassen. Dieser Konflikt hängt wie ein Damoklesschwert über der Weltkonjunktur; ein Scheitern der Verhandlungen würde nicht nur den Handel dramatisch bremsen, sondern auch die politischen Spannungen zwischen den USA und China weiter anheizen. Aus dem berechtigten Ziel, den Aufstieg der autokratischen Staatskapitalisten zu bremsen, hat Trump längst ein riskantes Pokerspiel gemacht.

Trump handelt auch im Oval Office wie ein Bauunternehmer, der glaubt, nur gewinnen zu können, wenn andere verlieren. Mit dem von ihm heraufbeschworenen Handelskrieg aber wird er feststellen, dass dieser mittelfristig nur Verlierer hinterlässt. Nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft gehen die Verluste für beide Staaten bald in die Milliarden.

So weit denkt Trump nicht: Er hat mit seinen Twitter-Tiraden vor allem seine eigenen Wähler im Blick. Im kommenden Jahr sind Präsidentschaftswahlen, die Vorwahlen werfen schon ihre Schatten voraus. Für die Welt sind das bittere Nachrichten: Der US-Präsident könnte in den kommenden Monaten noch erratischer, egoistischer und nationalistischer agieren.