Die Basketballer der Hamburg Towers fühlen sich in der 2. Bundesliga wohl und wollen dennoch den großen Wurf wagen.

Tu felix Bavaria. Glückliches München. Der FC Bayern hat gerade für 80 Millionen den französischen Fußball-Weltmeister Lucas Hernández gekauft und wäre angeblich sogar bereit, für Leverkusens Jung-Nationalspieler Kai Havertz bis zu 100 Millionen Euro hinzublättern.

Die Basketball-Abteilung des Vereins wiederum, aktuell deutscher Meister, Pokalsieger und einziges deutsches Team in der privatwirtschaftlichen EuroLeague, reagiert derzeit zurückhaltend auf die Nachfrage potenzieller Sponsoren, weil auf Hosen, Taschen, Trikots und in der Spielhalle Werbeplatz für weitere Geldgeber fehlt. Den soll es erst wieder geben, wenn demnächst der neue Basketball-Dome im Olympiazentrum öffnet. Mit rund 25 Millionen Euro ist der Saisonetat des FC Bayern aber bereits heute doppelt so hoch wie die Budgets der Konkurrenz aus Bamberg und Berlin. Die Münchner führen die Bundesligatabelle mit klarem Vorsprung an.

In Hamburg haben die Vereine ganz andere Probleme als in München

800 Kilometer weiter nördlich haben die führenden Sportvereine ganz andere Probleme, und das alles auch noch eine Klasse tiefer. Nach dem Abstieg des HSV aus der Fußballbundesliga gibt es unter den zehn einwohnerstärksten deutschen Städten nur zwei, die auf der Suche nach Erstligamannschaften in den hierzulande fünf populärsten Mannschaftssportarten Fußball, Basketball, Eishockey, Handball und Volleyball sind: Hamburg und Essen.

Wenigstens Hamburg will sich wieder upgraden. Während sich der HSV redlich müht, den Betriebsunfall zu reparieren, wollen die Hamburg Towers im fünften Jahr ihres Bestehens den Wurf in die Basketballbundesliga (BBL) wagen. Beide Teams stehen in ihren Ligen auf Tabellenplatz zwei, der im Fall des HSV zum Klassensprung berechtigt und den Towers eine günstige Ausgangsposition für die anstehenden Aufstiegsspiele schafft, die am 6. April beginnen.

„Wir wollen aufsteigen. Ausrufezeichen!“

Die Frage, was der HSV mit seinem beschränkten personellen und finanziellen Möglichkeiten eigentlich in der Fußballbundesliga will, hat mein Kollege Alexander Laux vor ein paar Wochen an dieser Stelle gestellt und die Hoffnung verbreitet, der Club könne es ja Fortuna Düsseldorf gleichtun, die nach dem Aufstieg trotz ebenfalls beschränkter Ressourcen in der höheren Klasse mit Teamgeist, Taktik und Kampfbereitschaft reüssiert. Schaun mer mal.

Martin Willoughby, der Sportchef der Towers, hat sich kürzlich ebenfalls mit dieser heiklen Problematik beschäftigt. Selbst wenn der Club den geforderten Mindestetat von drei Millionen Euro aufbrächte, wovon fest auszugehen ist, könnten die Hamburger in der BBL zum Spielball der weit betuchteren Konkurrenz werden, wie es früheren Aufsteigern ergangen ist.

„In der Zweiten Liga haben wir in dieser Saison zwölf von 15 Heimspielen gewonnen, in der BBL könnte sich das umdrehen“, fürchtet der ehemalige Nationalspieler und philosophiert, ob es nicht viel mehr Spaß mache, regelmäßig zu gewinnen, als öfter zu verlieren. Er stellt dann aber klar: „Ich bin Sportler, und als Sportler willst du immer das Maximum. Und das sofort. Wir wollen aufsteigen. Ausrufezeichen!“

Für Aufstiege gibt es selten ideale Zeitpunkte

Möglicherweise wäre für die Towers 2019 wirklich nicht das beste Jahr für dieser Art Ambitionen. Ihre Wilhelmsburger Spielstätte ist mit 3400 Zuschauern schon in der 2. Liga regelmäßig ausverkauft, und bis der von Hauptgesellschafter Tomislav Karajica geplante Elbdome an den Elbbrücken, der bis zu 9000 Besucher unterbringen soll, falls er denn kommt, fertig wird, dürften fünf bis sieben Jahre vergehen.

Bis dahin müssten die Towers mit Kompromissen, wohl auch mit Abstiegen leben, die irgendwann ihren Charme verlieren könnten und das gesamte hochgelobte Stadtteil- und Sozialprojekt („More than Basketball“) strukturell infrage stellten. Dass sie keinen Platz mehr für Sponsoren finden, wäre dabei die geringste Herausforderung. Aber es gibt nun mal für Aufstiege selten ideale Zeitpunkte. Die Erfahrung lehrt, im Sport sollte man die Chance ergreifen, wenn sie sich ergibt.