Hamburg stimmt 2020 über starke Bürgermeisterkandidaten ab: Katharina Fegebank könnte die erste Bürgermeisterin werden.

Wahlkämpfe und Wahlen in Hamburg waren in den vergangenen Jahren weder besonders spannend noch unterhaltsam – das wird sich ändern, wenn man den drei Umfragen glauben darf, die bisher im Jahr 2019 erschienen sind. Zwar hat die regierende rot-grüne Koalition in allen Fällen eine Mehrheit, und der normalerweise stärkste Konkurrent, die CDU, ist weit abgeschlagen. Und trotzdem könnte nach der Bürgerschaftswahl am 23. Februar kommenden Jahres im Rathaus vieles anders werden.

Das liegt an den Hamburger Grünen, die, anders als im Bund, stabil die zweitstärkste Partei in der Stadt sind – hinter den Sozialdemokraten, aber deutlich vor der CDU. Es ist nicht zu erwarten, dass sich in den kommenden Monaten etwas daran ändert – wodurch auch? –, und deshalb wird es zwangsläufig zu dem Duell kommen, das die Grünen offiziell gar nicht führen wollen: Peter Tschentscher gegen Katharina Fegebank, Erster Bürgermeister gegen Zweite Bürgermeisterin. Die beiden werden, ob sie wollen oder nicht, aufeinandertreffen; und Fegebank wird, auch wenn sie sich nicht offensiv um das Bürgermeisteramt bewirbt, als größte Konkurrentin Tschen­tschers wahrgenommen werden.

Würde die CDU Katharina Fegebank helfen, Bürgermeisterin zu werden?

Diese Konstellation kann eine Dynamik entwickeln, in der vieles möglich ist: die Fortsetzung des bisherigen rot-grünen Senats genauso wie Koalitionen, die es bisher in Hamburg so gar nicht gegeben hat. Und auf die vor allem die CDU setzen dürfte: Die Umfragewerte der Christdemokraten sind so schlecht, dass es außerordentlich mutig wäre, wenn sie in ihrem Wahlkampf darauf zielen würden, den nächsten Bürgermeister stellen zu wollen.

Wahrscheinlich werden sie etwas anderes tun und sich „nur“ vornehmen, den Senat in seiner bisherigen Form abzulösen. Selbst das klingt im Moment vermessen, wäre es aber dann nicht, wenn die Grünen so stark würden, dass sie mithilfe der CDU und der FDP erstmals in der Geschichte Hamburgs den Bürgermeister, nein, noch besser: die Bürgermeisterin stellen könnten. In diesem Fall würde die CDU zwar Katharina Fegebank helfen, an die Spitze des Senats zu kommen – gleichzeitig wäre die lange Zeit in der Opposition aber vorbei. Und ist es nicht besser, mitzuregieren, als gar nicht zu regieren? Natürlich!

Hamburg erwartet eine echte Wahl zum Bürgermeister

Wie gesagt: Im Moment ist das nicht mehr als ein Szenario, aber eines, das alle Beteiligten bedenken müssen. Die CDU aus den genannten Gründen, die SPD, weil sie sich im Fall des Falles nicht zwangsläufig auf die Grünen verlassen kann. Und die Grünen, weil sich für sie ganz neue Fragen ergeben könnten, wenn es plötzlich rechnerisch möglich wäre, die Bürgermeisterin zu stellen. Dass man auf diese Möglichkeit verzichten würde – eher unwahrscheinlich.

Trotz schwacher CDU erwartet Hamburg also eine echte Bürgermeisterwahl, die Entscheidung zwischen zwei starken und unterschiedlichen Kandidaten. Dort der analytische, erfahrene Peter Tschentscher, hier die leidenschaftliche, jüngere Katharina Fegebank. Hier ein Mann, dort eine Frau, auch das weit mehr als eine Kleinigkeit in einer Stadt, in der es noch nie eine Bürgermeisterin gegeben hat. Das sind neben den großen Themenfeldern Verkehr und Wohnen gute Zutaten für einen spannenden Wahlkampf, der viele Menschen mobilisieren dürfte und der neben den beiden stärksten Parteien auch den eher kleineren ungeahnte Chancen ermöglicht.

Wenn CDU, FDP und Linke schlau sind, werden sie sich im Vorfeld der Bürgerschaftswahl diesmal mit möglichen Koalitionsaussagen nicht zurückhalten, sondern diese sogar forcieren: und sei es nur, um den Wählerinnen und Wählern zu signalisieren: Da geht etwas, in Hamburg.