Wie man ein Smartphone vor dem Verschrottungstod retten kann.
Es war ein Fehler, meinen 14-jährigen Sohn zu fragen, welches Smartphone ich mir zulegen solle. „Du brauchst ein iPhone“, sagt der junge Mann, was mich ehrt, da er meinen soziodemografischen Status aufs Angenehmste überschätzt. Die zwangsläufige Kostendebatte mit der Chefin hingegen unterschätzt er deutlich.
Also noch mal ganz von vorn: Was genau will ich? Mein künftiges Statussymbol soll bezahlbar sein, leicht zu bedienen, robust, reparierbar, weder aus Kinder- noch Sklavenarbeit stammen oder Rohstoffe blutiger Herkunft in sich tragen. Der ostkongolesische Bischof François-Xavier Maroy Rusengo tourt um die Welt, um den Zusammenhang zwischen dem Bürgerkrieg in seinem Heimatland und Mobiltelefonen zu erklären. Denn im Kongo gibt es, wie in Ruanda auch, den Zauberstoff Coltan, der für Handy-Kondensatoren gebraucht wird. Coltan wird für lächerliche Löhne abgebaut, auf dem Weg ins Smartphone vervielfacht sich der Preis dann. Wie beim Kokain stecken finstere internationale Clans hinter dem Millionengeschäft. Gibt es coltan-freie Mobiltelefone? Einhellige Auskunft von Verbraucherzentrale, Greenpeace und Germanwatch, einer Organisation für globale Fairness: Ein Gerät, wie ich es gern hätte, gibt es nicht, allenfalls Kompromisse.
Ausgerechnet zielloses Googeln führte mich schließlich zu AfB, einem Unternehmen für grüne und soziale IT. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten Geräte auf, die nicht mehr gebraucht werden oder verkaufen ungebrauchte, aber ältere Smartphones, die aus den schnell drehenden Modellpaletten geflogen sind.
Ich bestelle für 80 Euro ein nicht mehr brandaktuelles, aber vollwertiges Samsung Galaxy 4 mini, das ich vor dem Verschrottungstod rette. Fühlt sich an, als gebe man einem Hund aus dem Tierheim ein neues Zuhause.
Die Söhne lächeln mitleidig. Aber ich bin wieder mobil im Netz. Kehrt die Sucht nun zurück? Mal sehen.