Es ist richtig, den Kleinen Grasbrook zügig anzubinden. Künftige Bewohner des Stadtteils könnten dann auf das Auto verzichten.
„Es ist der Verkehr, Dummkopf“, könnte man dieser Tage in Anlehnung an das Motto von Bill Clinton aus dem US-Wahlkampf 1992 sagen. „It’s the economy, stupid“, trichterte Clintons Kampagnenchef während der Rezession bekanntlich seinen PR-Leuten ein. In Hamburg dagegen dominiert in den (Noch-)Boomzeiten nicht die Wirtschaftslage die Debatten – sondern der Verkehr. Nichts treibt die Menschen nach jüngsten Umfragen so sehr um wie die täglichen Ärgernisse auf verstopften Straßen, maroden Radwegen oder in überfüllten Bussen und Bahnen.
Die Probleme haben vor allem zwei Ursachen: Zum einen wächst und gedeiht Hamburg so schnell, dass die Verkehrssysteme an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Und zum anderen ist die Stadtplanung über Jahrzehnte vor allem auf das Auto ausgelegt gewesen. Das aber wird künftig nicht mehr möglich sein. Schon wegen der Lärm- und Luftbelastung und des extremen (Park-)Platzbedarfs pro Person kann die wachsende Mobilitätsnachfrage nicht mehr vorrangig durch immer mehr Pkw gedeckt werden, wenn der Verkehr fließen soll. Denn die Fläche Hamburgs wächst nicht.
Dass die SPD die Stadtbahn gegen fast alle Expertenmeinungen verworfen hat, mag mancher noch immer beklagen. Richtig aber ist der von SPD und Grünen forcierte Ausbau von Radverkehr und Schnellbahnen. Auch einen anderen Fehler will man nicht wiederholen: Anders als frühere Großsiedlungen wie Osdorf oder Steilshoop sollen neue Wohnviertel frühzeitig an die Bahn angebunden werden – so wie jetzt der Kleine Grasbrook an die U 4. Das ist klug und richtig. Denn die parallele Planung kann Baukosten sparen und den Pkw für künftige Bewohner und Besucher des Stadtteils überflüssig machen – und damit alle Straßen entlasten.
Wer den Verkehr in Metropolen entspannen will, muss Wohnen und autofreie Mobilität künftig immer gleichzeitig denken.