Baketballer und Handballer zeigen, wie sie das Publikum begeistern, ohne existenzielle Risiken einzugehen.

Es sind gute Gründe, warum Anlageberater zurückhaltend reagieren, wenn Sportvereine Aktien emittieren oder Fan-Anleihen herausgeben. Schließlich gibt es keinen anderen Wirtschaftszweig, der mit so viel Unabwägbarkeiten und Schlachtenglück behaftet ist wie das Sport-Business. Umsatz- und Gewinnerwartungen lassen sich seriös nur schwer prognostizieren. Natürlich hilft es im Allgemeinen, die Wahrscheinlichkeit, Erfolg zu haben, zu erhöhen, indem man – etwa mit geliehenem Geld oder externen Investoren – talentiertere Spieler, bessere Trainer oder klügere Manager kauft. Eine Garantie im Speziellen scheint aber auch das nicht zu sein. Das – oft zu hohe – Risiko spielt immer mit.

Der Basketballclub Hamburg Towers und der Handball Sport Verein Hamburg (HSVH), beide derzeit zweitklassig und damit für Hamburger Verhältnisse erstklassige Clubs, haben sich deshalb in den vergangenen Jahren für Tugenden entschieden, die sehr selten sind in einer Branche, die hektisch wie kaum eine andere auf Ausschläge des Tagesgeschäfts, sprich Ergebnisse, reagiert. Die Rede ist von Geduld, vom Aufbau tragfähiger Strukturen, einem stabilen Umfeld, von langfristigen Zielen, nachhaltigem, organischem Wachstum, von vielen kleinen Schritten – einem selbst auferlegten Tempolimit.

Sportliche Rückschläge sind bei dieser Entwicklungsstrategie auszuhalten, ja einkalkuliert, und beide Vereine haben in dieser Saison bereits einige hinnehmen müssen, ohne dass das Zuschauer- oder Sponsoreninteresse an ihnen nachließ. Es steigerte sich zum Teil sogar. Die Towers etwa dürfen sich trotz ihrer ersten Heimniederlage am vergangenen Sonntag bei ihrem nächsten Auftritt in der Wilhelmsburger edel-optics.de-Arena wieder über ein randvolles Haus freuen. Bereits heute sind für das Spiel in neun Tagen nur noch wenige der 3400 Eintrittskarten im Internethandel erhältlich.

Möglich geworden ist dieser ungewöhnliche Hamburger (Erfolgs-) Weg, weil beide Clubs das Vertrauen ihrer Anhänger erspielten – mit glaubwürdigem Auftreten, Fannähe, guter Jugendarbeit und nachvollziehbaren Ambitionen, im Rahmen begrenzter wirtschaftlicher Möglichkeiten. Die sind inzwischen bei den Towers mit einem Etat von 2,7 Millionen Euro und einem ersten Hauptsponsor weit größer als bei den Handballern. Die Basketballer werfen daher um den Bundesliga-Aufstieg, während der HSV Hamburg mit einem Budget um zwei Millionen Euro wohl bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt in der Zweiten Liga zittern muss.

Angesichts der jüngsten Pleiten, Pech und Pannen im Hamburger Sport – das soll das umsichtige Handeln der neuen Vorbilder nicht schmälern – gab es jedoch keine Alternative, als sich in einem komplizierten regionalen Sponsorenmarkt bescheiden und verlässlich zu präsentieren, andernfalls wäre es kaum gelungen, wieder Unternehmen für Banden und Brust zu gewinnen. Schwer fiel es beiden Vereinen auch so. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Basketballer und Handballer womöglich das schwierige erste Jahr ihrer Existenz kaum überlebt hätten, wären in größter Not nicht interne Gönner eingesprungen. Towers-Hauptgesellschafter Tomislav Karajica und HSVH-Präsident Marc Evermann mithilfe seiner Familie stopften jeweils sechsstellige Etatlöcher und sicherten den sportlichen Fortbestand.

Das zeigt einmal mehr, wie schwierig es Vereinen und Sportarten in Hamburg weiterhin fällt, neben dem Fußball auskömmlich zu existieren. Ein Opfer dieser Verhältnisse sind gerade die Farmsener Crocodiles geworden, deren Spielbetriebsgesellschaft in der drittklassigen Eishockey-Oberliga Nord Insolvenz anmelden musste, weil versprochene Zahlungen ausblieben. Dass ihnen die Fans dennoch die Treue halten, sollte Basketballer und Handballer ermutigen, ihre Linie zu halten, selbst wenn Aufstieg und Klassenerhalt misslingen. Die Geduld, die beide Clubs bislang auszeichnete, ist ihrem Publikum längst antrainiert.