Die Fußball-Anhänger schweigen aus Protest, aber Besserung ist nicht in Sicht.

Am Wochenende konnte man ein echtes Paradoxon in Deutschlands Fußballstadien beobachten. Oder besser: hören. Oder noch besser: nicht hören. Denn Deutschlands Fußballfans schwiegen. Am Millerntor. Beim HSV-Spiel in Ingolstadt. Im Weserstadion. Und sogar auf Dortmunds sagenumworbener Südtribüne. Die Fans verweigerten für 45 Minuten die Unterstützung. Und nun das Paradoxon: Eine Halbzeit lang war nichts von den Anhängern zu hören – erhört wurden die Fans aber auch nicht, als sie endlich wieder Lärm machten.

Denn ob der stille Protest gegen Montagsspiele im Speziellen und die zunehmende Kommerzialisierung im Allgemeinen tatsächlich bei Deutschlands Fußball-Entscheidern Gehör findet, muss bezweifelt werden. Dabei geht es doch schon lange um das große Ganze. Es geht um die philosophische Frage: Wem gehört eigentlich der Fußball?

Noch immer gilt der Fußball als Allgemeingut. Vielleicht sogar als Kulturgut. Einerseits. Und andererseits muss man schon sehr Fußball-romantisch veranlagt sein, um nicht zu verstehen, dass es in Wahrheit doch nur noch um eines geht: ums liebe Geld.

Spinnt man den Andererseits-Gedanken konsequent weiter, kommt man relativ schnell zur traurigen Erkenntnis, dass Fußballfans im besten Fall nur noch Beiwerk sind. Ein bisschen singen, ein bisschen tanzen, aber bitte nicht zu laut. Und eben auch nicht zu leise.

Im Milliardenbusiness Profifußball ist kein Platz für die Diskussionen, ob Auswärtsfans nicht auch an einem Montagabend mehr als 700 Kilometer von Hamburg nach Ingolstadt auf sich nehmen könnten. Ob kalte Pyrotechnik diskussionswürdig ist. Ob die 50+1-Regel noch zeitgemäß ist. Und inwiefern man die Spirale nicht einfach noch ein bisschen weiterdrehen kann.

Wahrscheinlich können alle Fans gemeinsam am kommenden Spieltag schreien, dass diese Blase Profifußball früher oder später platzen wird. Gehört werden die Anhänger aber sicher nicht.