HSV und Köln drängen mit Macht auf den schnellen Wiederaufstieg – gewonnen ist damit aber noch nichts.

Zweiter gegen Erster, das Prestigeduell zweier Gründungsmitglieder der Bundesliga und der erklärten Topfavoriten auf den Wiederaufstieg in die deutsche Eliteliga unter Flutlicht – eine nahezu perfekte Konstellation für einen rauschenden Fußballfesttag am Montagabend, wenn der HSV den 1. FC Köln empfängt. Oder etwa nicht? Alle diejenigen, die Zeuge der – sagen wir mal höflich – bescheidenen Auftritte der Hamburger in dieser Saison im Volksparkstadion wurden, dürften an dieser Stelle den Zeigefinger heben und vor einer erneuten Produktenttäuschung warnen.

Und überhaupt: Als echte Giganten der Zweiten Liga haben sich weder Köln noch der HSV bisher präsentiert, im Gegenteil. Jeweils sechs Siegen stehen je fünf nicht gewonnene Partien (je drei Remis und zwei Niederlagen) gegenüber, was einer Ausbeute von nur 21 Punkten von maximal 33 entspricht. Dominanz sieht anders aus.

Dass Hamburg und Köln trotz ihrer Schwächephasen die ersten beiden Plätze belegen, lässt Rückschlüsse zu auf das sportlich im Vergleich zur Bundesliga deutlich schwächere Niveau. Egal ob im Volkspark-, im Rhein-Energie-Stadion oder in anderen Arenen der Zweiten Liga: Man stelle sich nur einmal vor, man könnte das Spielfeld mitsamt den Akteuren auf eine zugige Bezirkssportanlage mit einer Handvoll Zuschauer beamen. Ohne das ganze erstklassige Drumherum – die beeindruckende Kulisse, Gesänge der Fans und den Bierservice auf den teuren Plätzen – würde der gezeigte Fußball häufig noch viel schlimmer wirken, als er es sowieso schon tut. Dass trotz des im Vergleich deutlichen Qualitätsabfalls noch immer eine Menge Geld für Eintrittskarten gezahlt werden muss, nehmen die Fans klaglos hin. Die Vereine können sich glücklich schätzen, dass sich schwache Auftritte nicht mehr sofort auf den Kartenverkauf für das Heimspiel in der Woche darauf niederschlagen wie früher in den 1970er- und 80er-Jahren.

Die Liebe zu einem Club ist heute ein Bündnis (fast) für die Ewigkeit und hat immer auch etwas mit dem Prinzip Hoffnung zu tun, dass es schon bald wieder aufwärts gehen wird und man nur die jetzige Schwächephase gemeinsam durchstehen muss. Der Haken beim HSV und dem 1. FC Köln ist bloß, dass beide Clubs mit einem Aufstieg nur einen wichtigen Etappensieg errungen hätten und die nächste, viel schwerere Herausforderung mit dem Kampf um den Klassenerhalt schon wartet.

Beispiele, wie hart es ist, als Aufsteiger im Verdrängungswettbewerb der Bundesliga dauerhaft zu bestehen, gibt es zuhauf: vom VfB Stuttgart, der im zweiten Jahr nach seinem Wiederaufstieg trotz der 41-Millionen-Euro-Spritze von Mercedes das Tabellenende ziert bis zu den diesjährigen Aufsteigern Düsseldorf (17.) und Nürnberg (14.) und auch Hannover 96 (16.). Zu welchen Abstürzen das Pendeln zwischen den beiden Ligen führen kann, zeigten zuletzt der 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Braunschweig (beide ebenfalls 1963 im ersten Bundesligajahr dabei), die mittlerweile in der Dritten Liga kicken. Den Niedersachsen, derzeit Letzter, droht sogar ein weiterer Abstieg in die Regionalliga.

Einer von vielen Gründen für das sportliche und finanzielle Auseinanderdriften von Erster und Zweiter Liga ist die ungleiche Verteilung der nationalen TV-Gelder – aufgeschlüsselt vor allem durch den sportlichen Erfolg und die Ligazugehörigkeit der vergangenen fünf Spielzeiten. Während die Schwergewichte Bayern München und Borussia Dortmund über 60 Millionen Euro überwiesen bekommen, müssen Hannover (32,5 Mio.) Nürnberg (28 Mio.) und Düsseldorf (24,7 Mio.) deutlich bescheidener haushalten.

Umgekehrt ist der HSV (20,7 Mio.) in der Zweiten Liga der Profiteur dieser Regelung, der neun Millionen Euro mehr erhält als der Lokalrivale FC St. Pauli (11,4 Mio.) und fast 13 Millionen Euro mehr als Zweitliga-Aufsteiger Magdeburg (6,7). So werden die Machtverhältnisse immer mehr zementiert. Diesen Kreislauf zu durchbrechen ist selbst für „Gigantchen“ wie den HSV und Köln schwer.