Der Nachwuchschef des HSV ließ dem Vorstand keine Wahl
Fußball lebt von Momentaufnahmen. Nirgendwo passt dieser Satz so oft wie beim HSV. Als vor einem Jahr die wichtigsten Nachwuchsteams des Clubs (U-19 und U-21) gleichzeitig die Tabelle ihrer Liga anführten, wurde der vermeintliche Vater des Erfolgs mit einem neuen Vertrag belohnt. Bernhard Peters, der Nachwuchschef, verlängerte bis 2020. Ein Jahr später stehen die Mannschaften in ihren Ligen auf den Plätzen 4 und 11. Von der erfolgreichen Jugendarbeit im Volkspark redet im Gegensatz zum Oktober 2017 derzeit kaum jemand. Und Bernhard Peters? Der arbeitet seit Montagabend nicht mehr für den HSV. War alles nur eine Momentaufnahme?
Es wäre zu einfach, die Arbeit des 58-Jährigen in den vergangenen vier Jahren an den nackten Ergebnissen zu messen. Keine Frage: Bernhard Peters hat Verdienste um den HSV. Anstelle eines Marketing-Campus hat der Club mit der von Peters umgeplanten Alexander-Otto-Akademie im Volkspark ein hochmodernes Nachwuchsleistungszentrum errichtet. Peters hat Philosophien und Prinzipien entwickelt, von denen das NLZ heute profitiert. Er hat die Ausbildung der eigenen Trainer forciert und mit Christian Titz den heutigen Chefcoach der Profis gefördert.
Mit seiner eigenwilligen Art hat der frühere Hockey-Bundestrainer aber auch polarisiert wie kaum ein anderer. Peters ist ein Machtmensch. Schon in Hoffenheim hat er nach höheren Aufgaben gestrebt. Seine Macht beim HSV war nach seinem missglückten Vorstoß im Mai auf ein Minimum geschrumpft. Ralf Becker hat den Job bekommen, den Peters gerne haben wollte. Verständlich, dass der neue Sportvorstand Bedenken hatte in der Konstellation mit Peters. Die Bedenken haben sich bestätigt. Eine Zusammenarbeit im Sinne des HSV war nicht mehr möglich. Die Trennung von Peters ist zwar teuer, aber konsequent.