Stadtentwicklung durch Sport – Das Projekt Global Active City zahlt sich aus.
In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires hält das Internationale Olympische Komitee (IOC) aus Anlass der dritten Olympischen Sommerjugendspiele gerade seinen Kongress „Olympism in Action“ ab. Dabei stehen für die Zukunft des Sports existenzielle Themen auf dem Programm wie Doping, Korruption, Wetten, das Erbe Olympischer Spiele, Integration, Inklusion, Gesundheit, Gleichberechtigung, der Mangel an Bewegung.
In diesem Rahmen ist Hamburg jetzt als Global Active City ausgezeichnet worden – wie erstmals auch weitere fünf Städte auf der Welt. Und nach der Preisverleihung fragten sich in den Fluren des Convention Centers viele der rund 1500 Delegierten: Hamburg? Da war doch mal was?
Hamburgs Bevölkerung hatte sich im November 2015 mit knapper Mehrheit gegen die Fortführung der Bewerbungskampagne um die Olympischen Sommerspiele 2024 ausgesprochen. In den Monaten danach stellten die Eishockeyprofis der Freezers ihren Spielbetrieb ein, die Handballer meldeten sich aus der Bundesliga ab wie später auch die Volleyballerinnen des VT Aurubis.
Es schien, als sei mit Sport in der Hansestadt kein Staat mehr zu machen. Die zahlreichen Großveranstaltungen in der City, die Hunderttausende begeisterten, galten nur noch als Feigenblatt einer Metropole, die sich zwar Sportstadt nannte, für die meisten aber keine mehr war.
Im Frühjahr 2016 schlug aber auch die Geburtsstunde der Active City. Der Senat entschied, 32 Vorhaben aus der gescheiterten Olympiabewerbung fortzuführen, Sport als Querschnittsaufgabe der Behörden zu verstehen, weitere Millionen in alte und neue Bewegungsräume zu investieren. Unter Führung des damals neuen Innen- und Sportsenators Andy Grote hat sich daraus nun ein Projekt entwickelt, über das die Welt spricht. „Stadtentwicklung durch Sport“, wie es Hamburg erstmals bei den Planungen für das neue Quartier Oberbillwerder konsequent praktiziert, dürfte zum Exportschlager werden. Im November wird Sportstaatsrat Christoph Holstein auf Einladung des chinesischen Sportministeriums hochrangigen Repräsentanten aus 25 Städten diese Idee erläutern. Weitere internatio- nale Anfragen liegen den Behörden bereits vor.
Im Jahre 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben, derzeit sind es erstmals mehr als 50 Prozent. Die Landflucht stellt die Metropolen vor große Herausforderungen. Auf immer weniger Platz müssen nicht nur immer mehr Menschen untergebracht werden, auch für deren Lebensqualität ist zu sorgen. Die Active City könnte darauf eine Antwort geben, schon allein aus medizinischer Verantwortung.
Bewegungsmangel ist eine der häufigsten Ursachen vieler Zivilisationskrankheiten. Unsere Vorfahren kannten derartige Probleme nicht. Noch in den 1890er-Jahren gab es in Hamburg kaum Todesfälle nach Herzinfarkten, ergaben Untersuchungen des Sektionsgutes aus hiesigen Krankenhäusern. Heute sind Schäden des Herz-Kreislauf-Systems bei fast jedem zweiten Verstorbenen Grund seines Ablebens. In Liverpool haben die Ärzte deshalb vor Jahren Alarm geschlagen. Die Zahl der Erkrankungen, die auf körperliche Inaktivität zurückzuführen sind, hatte in der nordenglischen Stadt dramatisch zugenommen. Daraus wurde dort die Kampagne Active City. Hamburg ist jetzt der wichtigste Mitstreiter.