Hamburg. Der Luftfahrtgipfel in Hamburg braucht konkrete Beschlüsse.

Wer in der Einflugschneise des Hamburger Flughafens wohnt, kann von der Entwicklung ein Lied singen. Die Zahl der Starts und Landungen zwischen 23 und 0 Uhr hat sich in den vergangenen vier Jahren fast verdoppelt. Im Schnitt gab es dieses Jahr bisher 3,6 Flugbewegungen pro Tag in dieser Stunde, die in Fuhlsbüttel nur bei unvermeidbaren Gründen genutzt werden darf. In der Statistik des Flughafens gehen sie als sogenannte verspätete Flüge ein – und der Begriff weist auf das Kernproblem der europäischen Luftfahrt hin. Nie gab es so viele Verspätungen wie 2018.

Auf dem Luftverkehrsgipfel am Freitag in Hamburg muss die Branche handeln, damit sich die Situation in dem vernetzten System deutlich verbessert. So müssen die Fluglinien im doppelten Sinne mehr Puffer einplanen: Es müssen mehr Reservemaschinen mit Besatzung vorgehalten werden, um bei Bedarf und Verzögerungen in der Tagesrotation eingesetzt werden zu können. Im Flugplan müssen sie mit längeren Stand- und Flugzeiten kalkulieren, späte Flüge vorziehen oder auf sie verzichten. Natürlich geht das zulasten des Gewinns, allerdings schlagen Flugausfälle und Verspätungen doppelt negativ zu Buche. Die Entschädigungszahlungen für Pas­sagiere steigen, das Image sinkt.

Während diese Maßnahmen kurzfristig Erfolge bringen kann, wird eine weitere erst langfristig wirken. In einem vereinigten Europa ist die Zeit der nationalen Flugsicherungen abgelaufen. Es bedarf einer supranationalen Aufsicht über die Flüge mit einem technischen System, um die Abstimmung zu erleichtern. Zudem müssen mehr Fluglotsen ausgebildet werden, um Personalengpässe zu verhindern. Denn auch in Zukunft wird der Luftverkehr weiter wachsen. Sinkt die Zahl der Verspätungen in der letzten Stunde des Tages in Hamburg aber nicht, wird sich der Druck auf die Lokalpolitiker erhöhen – die Anwohner sind überaus kampfeslustig.