Bei der Fernwärme geht es um viel Geld – und um die Glaubwürdigkeit der Politik.

Es geht um jede Menge Kohle – im doppelten Wortsinn. Bei der Frage, ob die Stadt das Fernwärmenetz von Vattenfall zurückkaufen soll, wie es 2013 im Volksentscheid beschlossen wurde, ist eine Milliarde Euro im Spiel. Das ist mehr als eine Elbphilharmonie oder ein Vierzehntel des Hamburger Jahresetats. Aber es geht auch um echte Kohle. Deren Verfeuerung ist bisher die Hauptquelle für die Fernwärme, mit der rund 200.000 Haushalte heizen.

Kohleverbrennung ist angesichts der Klimaerwärmung aber ganz sicher keine optimale Heizmethode – die Dürre dieses Sommers ist womöglich nur ein Vorgeschmack auf künftige Kosten dieser bedrohlichen Entwicklung. Der Rückkauf soll daher zugleich das Ende der Kohleverbrennung einleiten.

Wie konnte sich der Wert des Wärmenetzes halbieren?

Dass die Umsetzung eines Volksentscheids überhaupt infrage steht, hat viel mit ebenso hohen wie undurchsichtigen Zahlen zu tun, mit denen alle Seiten operieren. So ist es kaum nachvollziehbar, wie sich der Wert des Wärmenetzes von 2012 bis heute glatt halbieren konnte – von 1,3 Milliarden auf 645 Millionen Euro. War der Wert 2012 zu hoch angesetzt? Warum hat Olaf Scholz Vattenfall 2014 mit 950 Millionen Euro einen so hohen Mindestpreis garantiert? Haben die Rückkauf-Befürworter sich verzockt?

Auch die Grünen müssen Fragen beantworten: Wäre es für das Klima nicht sogar besser, vorhandene Wärme aus dem modernen Kraftwerk Moorburg zu nutzen, um die alte Dreckschleuder in Wedel schneller abzuschalten? Und wie stark steigen durch die Grünen-Pläne die Fernwärmepreise für die Kunden? Alle Seiten müssen endlich alle Fakten auf den Tisch legen. Es geht nämlich nicht nur um viel Kohle – sondern auch um die Glaubwürdigkeit von Politik.