Hamburg bewegt sich mehr – aber Kinder werden dicker.
Kinder werden dicker, Erwachsene fauler – Deutschland bewegt sich immer weniger. Die Zahlen sind alarmierend. Nur noch 43 Prozent der Menschen hierzulande erfüllen die Mindestanforderungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die täglich zehn Minuten durchgehende körperliche Anstrengung empfiehlt. Das sind 17 Prozent Aktive weniger als noch 2010.
Regelmäßige Bewegung ist heute anerkannt als potenzieller Schutz vor Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden, Todesursache Nummer eins in Deutschland. Die Politik weiß das, auch, dass sich zweistellige Milliardenbeträge jedes Jahr im Gesundheitswesen sparen ließen, käme die Nation endlich in die Gänge.
Mehr Sport in Schulen und Kitas!
Immerhin: In Hamburg tut sich was. Unter Senator Michael Neumann (2011– 2016) hat der Sport in der Stadt an Bedeutung gewonnen, sein Nachfolger Andy Grote hat das Tempo noch mal verschärft. Das jetzt gestartete Programm Active City Summer, Sport für alle, kostenlos und draußen, erfüllt zwei Kernforderungen: Es schafft neue Möglichkeiten, sich ohne großen Aufwand im öffentlichen Raum schweißtreibend zu bewegen, und es könnte den Vereinen helfen, neue Mitglieder zu finden, ihre Strukturen und Finanzen zu stärken.
Noch zielführender wäre dieses Konzept, trüge es die Stadt in Schulen und Kindergärten. Wer sich als Kind nicht gern bewegt, wird es als Erwachsener auch nicht tun. Sind Eltern übergewichtig, werden es ihre Kinder häufig auch. Schulsport und Bewegungsförderung krabbeln den Mindeststandards hinterher. Die dritte wöchentliche Sportstunde harrt ihrer flächendeckenden Einführung, dabei wäre die tägliche längst wünschenswert. Die Bildungspolitik hat hier versagt, weil sie nicht begreifen will, dass sich mit einem gesunden Körper geistig weit mehr leisten ließe.