Ziel muss mehr Sicherheit sein, nicht mehr Einnahmen

    Ein Vorurteil über Hamburger Autofahrer lautet: Sie zuckeln mit 50 Kilometern pro Stunde über Landstraßen der Lüneburger Heide und halten dort den Verkehr auf – durch die eigene Stadt brettern sie dafür mit 70 Sachen. Das ist so generell natürlich Quatsch. Dass in Hamburg besonders auf die Einhaltung der Tempolimits geachtet wird, konnte man bisher aber auch nicht behaupten. Bisweilen bekam man den Eindruck, die Hamburger verstünden Tempo 50 (oder 30) bestenfalls als freundliche Empfehlung, an die sich nur Spießer halten. Während überhöhte Geschwindigkeit andernorts scharf kontrolliert und hart bestraft wird, konnten notorisch eilige Hamburger quasi durchweg zu schnell fahren, ohne ihren Führerschein zu riskieren. Zuletzt war die Zahl der Kon­trollen sogar zurückgegangen.

    Nun aber schwenkt der Senat um. Was Falschparker bereits seit Längerem zu spüren bekommen, soll künftig auch für Raser die Regel werden: Die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, soll deutlich steigen. Deswegen stellt die Polizei mehr stationäre Blitzer auf – und will auch mobil stärker kontrollieren. Das ist die richtige Entscheidung. Weil ein Drittel der Unfälle mit überhöhter Geschwindigkeit zu tun hat – und weil es sinnvoll ist, bestehende Regeln durchzusetzen, bevor man über neue diskutiert.

    Dabei geht es allerdings auch um die Frage, wo die Überwachung ausgeweitet wird. Vermutlich ist die Chance auf Einnahmen größer, wenn man (abends) auf wenig bewohnten Ausfallstraßen blitzt. Für die Sicherheit aber dürfte es wichtiger sein, Raser (tagsüber) vor Schulen oder Kitas und in stark bewohnten Vierteln zur Räson zu bringen. Das mag aufwendiger und weniger lukrativ sein. Bei der Auswahl der Standorte
    aber darf es nur ein Kriterium geben: Gesundheit und Leben aller Verkehrsteilnehmer – auch der schwächsten.

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