Die Messe ist gelesen. Die Verweltlichung der Kirche kann in Hamburg als abgeschlossen gelten. Das Finale wurde am Wochenende mit einem „Festival der Liebe“ im evangelischen Gottesdienst der Epiphanienkirche Winterhude anlässlich des Schlagermoves gefeiert. Denn Gott und Schlager haben viel gemeinsam, hieß es dort. Beide würden „oft belächelt“, seien aber „nicht totzukriegen“. Gott, bewahre!
Natürlich sind die Parallelen nicht von der Hand zu weisen. Gottesdienst und Schlagerparade verlangen nach angemessener Kleidung. Die erwartungsfrohe Gemeinde betet an, murmelt mit, begegnet dem Wort Gottes (oder dem Drafi Deutschers), fühlt sich nach etwas Wein dem Blut Christi gleich viel näher und wird am Ende doch nur in die nüchterne Realität oder die U 3 entlassen. Kurzum: Kirche oder Kiez – Hauptsache, ein bisschen Frieden. Fiesta mexicana! Er gehört zu mir! Die Hände zum Himmel! Gleichwohl gebe es Unterschiede. Der Schlagermove sei kein Ort des Glaubens, hieß es im Gottesdienst, niemand rechne damit, auf der Reeperbahn Gott zu finden.
Möglicherweise besteht aber gerade darin die große Chance fürs nächste Jahr. Reißt die letzten trennenden Mauern ein! Säkularisiert nicht nur die Kirche schlagertauglich, durchdringt auch den Schlagermove religiöser. Es bedarf nur leichter Textanpassungen bei Liedern wie „Santa Maria“, „Wunder gibt es immer wieder“ und „Verdammt, ich lieb dich“ – zack, hat man 300.000 neue, leicht angetrunkene, ergo folgsame Kirchenmitglieder. Oft belächelt? Nicht totzukriegen? Kein Ort des Glaubens? Das war mal. 2019 heißt der Stargast beim Schlagermove Gott, und zwar Karel Gott.