Der Widerstand gegen Nachverdichtung ist gefährlich. Das Ziel bezahlbarer Wohnraum verlangt auch Gemeinsinn.
Der Wunsch, dass Hamburg eine Stadt bleiben muss, in der sich auch Normalverdiener die Miete leisten können, dürfte zu den wenigen Zielen gehören, die parteiübergreifend geteilt werden. Wenn Krankenschwestern, Busfahrer, Altenpfleger oder Polizisten keine bezahlbare Wohnung mehr finden, kommen sie gar nicht erst nach Hamburg. In Krankenhäusern und Altenheimen sind die dramatischen personellen Folgen längst zu besichtigen.
Wer glaubt, Gesetze und Verordnungen könnten einen Weg aus der Misere weisen, wurde spätestens durch das jüngste Urteil des Landgerichts eines Besseren belehrt: Die Richter erklärten die Mietpreisbremse in weiten Teilen für unwirksam. Der Senat feilt nun am nächsten Versuch. Doch selbst das schärfste juristische Schwert wird das Grundproblem nicht beseitigen: Hamburg braucht mehr Wohnraum.
Wenn nun die Saga, aber auch Genossenschaften und seriöse Projektentwickler berichten, dass fast jedes Neubauvorhaben in der Stadt auf erbitterten Widerstand von Anwohnern stößt, ist dies ein Alarmsignal. Damit kein Missverständnis entsteht: Wer sich auf Dauer – also nicht nur in der Bauphase – durch eine Nachverdichtung in seiner Wohnqualität beeinträchtigt sieht, hat jedes Recht sich zu wehren.
Aber das gemeinsame Ziel bezahlbarer Wohnraum verlangt eben auch Gemeinsinn. Zudem ist Nachverdichtung fast immer ökologischer, als am Stadtrand ein neues Quartier zu erschließen. Ja, Bauen in der Nachbarschaft ist nie schön, es macht Dreck, es ist laut und raubt eventuell einen kostenlosen Abstellplatz für das Auto. Aber wir brauchen Platz für neuen Wohnraum. Wer opponiert, sollte auch immer bedenken, dass in die neue Wohnung womöglich die Pflegekraft einziehen könnte, die er einmal im Alter dringend braucht.