Sparen ja – aber bei Jobs darf es keinen Kahlschlag geben

Die Reederei Hapag-Lloyd wird an ihrem Standort in Hamburg 159 Stellen streichen, wie das Unternehmen nun auf einer Betriebsversammlung verkündete. Das ist angesichts einer Mitarbeiterzahl von 1200 kein Kahlschlag. Dennoch ist dieser Mitarbeiterabbau aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen, weil es die Reederei bisher vermieden hat, ins Personal an ihrem Stammsitz einzugreifen. Aus gutem Grund, denn: Zweitens hat die Stadt Hamburg mehr als eine Milliarde Euro in das Unternehmen investiert, gerade um so etwas wie einen Kahlschlag am Hauptsitz zu vermeiden.

Autor Martin Kopp ist Hafenexperte des Hamburger Abendblatts
Autor Martin Kopp ist Hafenexperte des Hamburger Abendblatts © HA | Reto Klar

2008 war ein Konsortium aus Hamburger Kaufleuten und der Stadt bei Hapag-Lloyd eingestiegen, als der damalige Alleineigentümer, der Reisekonzern TUI, die Reederei zum Verkauf stellte und mit einem Konkurrenten aus Singapur sogar einen Interessenten an der Hand hatte. Damals wie heute begründete der Senat sein finanzielles Engagement damit, die Reederei in der Stadt zu halten, eine Zerschlagung zu verhindern und die Arbeitsplätze zu sichern.

Wenn es jetzt also doch zu einem Stellenabbau kommt, dann ist das teilweise der allgemeinen Lage der Handelsschifffahrt zuzuschreiben, die sich von einer lang anhaltenden Krise noch nicht wieder erholt hat und die die Akteure seit Jahren dazu zwingt, ein Sparprogramm auf das andere aufzusatteln. Ein wichtiger Grund ist aber auch, dass sich die Eigentümerstruktur tief greifend gewandelt hat. Mehr als 50 Prozent der Anteile an dem Unternehmen werden aus dem Ausland kontrolliert. Wenn von diesen Eigentümern Einsparungen gefordert werden, muss das Unternehmen dem Folge leisten. In diesem Spannungsfeld zwischen den Anforderungen der Stadt Hamburg und denen der anderen Eigentümer muss der Vorstand agieren. Das ist keine leichte Aufgabe. Sparen ja, aber mit Augenmaß.