Bei der Lösung des Korea-Konflikts kommt es auf die Weltmächte an.
„Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen!“ Der Satz des legendären ehemaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner – ausgesprochen, als Unionspolitiker während einer seiner Reden den Plenarsaal verließen – hat nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt. Und er ist auch auf die internationale Politik anwendbar. Insofern war es kein Drama, dass US-Präsident Donald Trump das geplante Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un per Brief stornierte. Ein abgesagtes Treffen ist besser als ein gescheitertes. Es muss zudem nicht das Ende der Gespräche über Atomwaffen und Raketen der Steinzeit-Stalinisten von Pjöngjang sein. Denn schon einen Tag später stellte Trump neue Gespräche und vielleicht sogar doch noch einen Gipfel am 12. Juni in Aussicht.
Etwas Bedenkzeit und bessere Vorbereitungen können nicht schaden. Zu wenig waren beide Seiten vorbereitet. Zu unklar war, was Washington und Pjöngjang als Ergebnisse sehen wollten. Zu komplex sind die Probleme, als dass sie mit einem Händedruck der Protagonisten aus der Welt geschafft werden könnten. Die Erwartungen an das Treffen scheinen zudem reichlich überzogen zu sein.
Lebensversicherung eines Terrorregimes
Was auch daran liegt, dass die Gefahr, die von Nordkorea für den Rest der Welt ausgeht, oft überzeichnet wird. Das kriminelle Regime ist vor allem eine Bedrohung für seine eigene Bevölkerung. Sein mühsam angeschafftes bescheidenes Nuklear-Arsenal dient allenfalls dazu, andere davon abzuhalten, die leidgeprüften Nordkoreaner von der Familie Kim zu erlösen. Es ist die Lebensversicherung eines Terrorregimes. Nicht mehr.
Strategisch liegt das Land allerdings in einer Region, in der sich die Interessen Chinas, Russlands, Japans und der USA treffen und durch die ein Großteil des Welthandels abgewickelt wird. Ein politischer Paria wie Kim kann leicht als Anlass für einen großen Konflikt dienen. Das läge allerdings nicht in der Macht des kleinen Diktators, sondern in der der Großmächte.
Annäherungs- und Eskalationszickzack in Fernost
Bedrohlicher scheint die Lage zudem in einer anderen Region der Welt zu sein. Das Mullah-Regime im Iran wird seine Schlüsse ziehen aus dem Annäherungs- und Eskalationszickzack in Fernost. Nicht nur Kim, auch die Mullahs haben das Schicksal des Irakers Saddam Hussein und des Libyers Muammar al-Gaddafi vor Augen, die auf ihre Nuklearprogramme verzichteten – und wenig später weg waren. Und anders als Nordkorea verfolgen die Iraner durchaus expansive Ziele in der Region. Und sie stellen eine existenzielle Bedrohung für Israel dar. Spätestens an dieser Stelle ist Handeln geboten.
Dabei vertrauen die Europäer nach wie vor auf das Atom-Abkommen mit Teheran. Es legt dem Iran Fesseln an, es erleichtert die Wirtschaftsbeziehungen. Unterm Strich nimmt das Abkommen aber dem Iran nicht die Möglichkeiten, das Programm wieder hochzufahren. Es läuft schon in sieben Jahren aus. Und der Iran baut eifrig an Raketen, die nukleare Sprengköpfe tragen könnten. Die Kritik am Abkommen und an der Politik Teherans ist nicht falsch, nur weil sie aus Washington kommt.
Eine Lösung von Konflikten ist mit schwierigen Verhandlungspartnern wie denen in Pjöngjang und Teheran nicht einfach. Wäre das der Fall, bräuchte die Welt keine Führungsmächte und keine Diplomatie. Genau auf die gilt es sich zu besinnen. Wem am Weltfrieden gelegen ist, der muss jetzt wieder hereinkommen an die Verhandlungstische. Dabei sollte sich aber niemand in einer Drehtür verlaufen.