Zum „kleinen Unterschied“ trägt sie nur so viel bei, dass der Gender-Wahn immer absurdere Züge annimmt.
Wenn Sandra Maischberger den rüpelhaften Rapper Bushido zusammen mit dem christlich durchdrungenen Peter Hahne in ihre Talkshow einlädt, so geht es wohl kaum um die sachliche Klärung einer Streitfrage, sondern um die Hoffnung auf Streit und Quote. Wenn sie dann auch noch die 81 Jahre alte Marlies Krämer, bekannt als Krawall-Oma der Nation, einblendet und über das „generische Femininum“ faseln lässt, droht das Gespräch endgültig aus den Fugen zu geraten. Diese betagte, aber immer noch eloquente Dame ist die Kundin ihrer Sparkasse, die auch auf einem x-beliebigen Formular nicht als „Kunde“ bezeichnet werden will und jetzt ihr Geldinstitut vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen geschlechtlicher Diskriminierung verklagt.
Nun kann man als Moderatorin eine solche Einblendung mit dem Vorschlag beenden, sich doch ganz einfach eine andere Sparkasse zu suchen, statt Gerichte und Öffentlichkeit mit derart aufgebauschtem Blödsinn zu behelligen, aber man sollte sich nicht unvorbereitet bei den Fachbegriffen und Fremdwörtern verlaufen. Der Kollege Mike Schlink schrieb in der „Mopo“: „Der Gender-Wahn geht mir auf den Sack“, wobei ich die lokale Bezeichnung des Ziels vielleicht durch den Ausdruck „Geist“ ersetzen möchte.
Der Kopf, die Nase, das Ohr
Trotzdem zur Klärung: Das generische oder verallgemeinernde Maskulinum ist die Verwendung maskuliner Formen, ohne dass man mit diesen Formen etwas über das natürliche Geschlecht (den Sexus) aussagen will. Ein generisches Maskulinum bezeichnet weibliche und männliche Personen oder andere Lebewesen gemeinsam: Keiner hat das gesehen. Jeder muss sein Schicksal tragen. Unser Betrieb beschäftigt 420 Mitarbeiter. Der Löwe ist ein Raubtier. Dementsprechend wäre ein generisches Femininum also eine grammatische Form, die ohne natürlichen Bezug alle drei Genera umfasst, zum Beispiel die Person. Falls ich als eine Person bezeichnet werden sollte, laufe ich als Mann ja auch nicht gleich zum Menschenrechtsgerichtshof.
Man unterscheidet drei Genera (grammatische Geschlechter): Maskulinum, Femininum, Neutrum. Das im Allgemeinen mit jedem Substantiv verbundene Genus wird vor allem durch den Artikel angezeigt: der Kopf, die Nase, das Ohr. Von dem grammatischen Geschlecht ist das natürliche Geschlecht (Sexus; männlich, weiblich, weder männlich noch weiblich: sächlich) zu unterscheiden.
Das grammatische und das natürliche Geschlecht
Die grammatisch und etymologisch markierten Genera sind eine Zuordnung, die mit den biologischen Geschlechtern der Schöpfung oder der Evolution erst einmal nicht das Geringste zu tun haben. Wer das missachtet und über die Gleichsetzung der Artikelwörter mit sexistischer Bedeutung nicht hinausgekommen ist, dürfte eigentlich ganz zufrieden sein: 46 Prozent der deutschen Hauptwörter sind feminin, nur 34 Prozent maskulin und 20 Prozent neutral. Da hierbei das Femininum uneinholbar führt, verstehe ich die Aufregung der Feministinnen und Gender-Kämpferinnen ohnehin nicht.
Das grassierende Gendern sexualisiert die Sprache, es missbraucht die Sprache. Denn die Sprache ist weder Männchen noch Weibchen. Zum „kleinen Unterschied“ trägt sie nur so viel bei, dass man über ihn sprechen und schreiben kann. Zum Schutz von Menschenrechten taugt das Gendern nicht (Helmut Glück in der „FAZ“).
Das Generikum in der Grammatik
Wie gesagt, generisch kommt von Genus, vom grammatischen Geschlecht. Mit einem Generikum hat das Ganze nichts zu tun. Das sollte man auch in einer Talkshow nicht verwechseln. Generika sind Arzneimittel, die als Markenzeichen eingetragenen, aber patentrechtlich nicht mehr geschützten Mitteln in der Zusammensetzung gleichen, doch meistens deutlich billiger sind. Die Bezeichnung stammt vom engl. generic name (Gattungsname).
Bevor nun auch noch die Geriatrie (Altersheilkunde) zu Bushido-Text verarbeitet werden konnte, habe ich die Sendung abgeschaltet. Dieser Begriff kommt aus dem Griechischen: gérōn = Greis und iatreîa = das Heilen. Ein generisches Maskulinum ist kein geriatrisches Maskulinum! Wie heißt es doch so schön: Fremdwörter sind Glückssache!