Der Abstiegskampf darf beim Verein vom Millerntor nicht zum Dauerzustand werden. Sonst droht er, verloren zu gehen.

Auf St. Pauli werden die Feste gerne gefeiert, wie sie fallen. Da überraschte es auch nicht, dass Spieler, Fans und Verantwortliche des FC St. Pauli den erreichten Klassenerhalt in der Zweiten Liga feierten, als wären sie gerade Deutscher Meister geworden. Einerseits verständlich, schließlich taumelte der Kiezclub in den vergangenen Wochen gefährlich nah in Richtung Drittklassigkeit. Und doch ist es irgendwie auch erschütternd, dass der selbst ernannte Kultclub vom Millerntor mit seinen hervorragenden wirtschaftlichen Be­dingungen und dem großartigen Fan­zuspruch zum dritten Mal in den ver­gangenen vier Jahren um den Zweitliga-Verbleib zittern musste.

Der Autor ist Sportreporter beim Abendblatt
Der Autor ist Sportreporter beim Abendblatt © HA | Klaus Bodig

Deshalb steht der sportlichen Führung die wichtigste, gleichzeitig aber auch schwierigste Sommerpause der jüngeren Clubgeschichte bevor. Sport­direktor Uwe Stöver muss den in den vergangenen Jahren von seinen Vorgängern Thomas Meggle und Andreas Rettig ungenügend zusammengestellten Kader so ausrichten, dass St. Pauli dem Ruf eines Spitzenteams endlich gerecht wird. Eine Herkulesaufgabe, bedenkt man, dass für die Spielzeit 2018/19 bereits 30 Spieler unter Vertrag stehen. Seine Mission: Das Team verkleinern und die Qualität/Mentalität erhöhen.

Ein "Weiter so" darf es bei St. Pauli nicht geben

Ein einfaches „Weiter so“ darf es bei St. Pauli nicht geben, deshalb muss sich der Club konsequent von Spielern trennen, die ihr Ego über das Wohl des Vereins gestellt haben. Erst im Endspurt, als den Profis der drohende Abstieg bewusst wurde, entstand wieder der von Leidenschaft und Emotionen geprägte St.-Pauli-Spirit, der die Regel und nicht die Ausnahme sein muss.

Sonst droht auch in der kommenden Saison, in der mit dem 1. FC Köln und sehr wahrscheinlich dem HSV zwei Schwergewichte in die Zweite Liga kommen, erneut der Kampf ums Überleben.