Die neue Konzertsaison ist ein heikles Versprechen
Irre bleibt das neue Normal in der Musikstadt Hamburg. Denn wenn – neben etlichen Dutzend interessanter Konzerte – eines aus der Vorschau auf die nächste, mittlerweile dritte Saison mit Elbphilharmonie herauszulesen ist, dann das: Die Überforderung bleibt so chronisch, wie die Chancen auf Horizonterweiterung durch Kultur riesig sind. Der Ansturm ist furchterregend groß und glückstränentreibend toll zugleich; unter idealen Umständen kann ein einziger Abend im Großen Saal Musik-Neulinge so blitzartig süchtig auf mehr machen wie eine Droge. Das, alles in allem, ist ein Luxusproblem, das in dieser Form so ziemlich jedes Konzerthaus dieser Welt liebend gern hätte.
Es knirscht allerdings nach wie vor da und dort: Die Kartenverkaufs-Spielregeln haben weiterhin Tombola-Charakter mit viel mehr Nieten als Glückslosen im Topf. Die unverändert gute alte Laeiszhalle steht – obwohl sie im letzter Zeit eine Renaissance als Publikumsliebling erleben durfte – konzeptionell im Schlagschatten des schicken neuen Schwestergebäudes. So war das nicht gedacht, so darf es nicht viel länger bleiben, deswegen ist ein Generalintendant mehr als ein „normaler“ Intendant. Bei der Frage, ob und bis wann ein Plaza-Besuch im „Haus für alle“ jenseits der Vorbuchungs-Gebühr tatsächlich kostenfrei bleibt, ist das allerletzte Wort womöglich noch nicht gesprochen. Die frische Gruppenregelung gelte nicht für Privatpersonen, wurde gerade nacherklärt. Und weil Generalintendant Christoph Lieben-Seutter bei seiner Saison-Büfett-Ankündigung sagte, es gehe weiter wie bisher, heißt das nicht zuletzt auch: Alle hier müssen sich weiter mächtig anstrengen, um das selbst auferlegte Spitzenniveau zum Dauerzustand zu machen. Musikstadt werden ist schon schwer (und teuer). Musikstadt sein und bleiben? Noch viel mehr.