Wer sein Geld vernünftig anlegt, muss keine Verluste fürchten. Doch bei Aktien ist das zweischneidig.
Die Deutschen gehören zu den eifrigsten Sparern weltweit. Nur zahlt sich das für sie derzeit nicht aus – ganz im Gegenteil: Allein im ersten Quartal haben sie nach Berechnungen von Bankern mehr als sieben Milliarden Euro verloren. Denn die Deutschen lieben Tagesgeldkonten, Festgelder und andere fest verzinsliche Anlageformen. Deren Zinsen aber liegen schon seit etlichen Jahren im Schnitt weit unterhalb der jeweiligen Inflationsrate.
Bei den Aktien hingegen zeigt sich ein völlig anderes Bild. Auf längere Sicht sind mit ihnen Renditen von sechs bis acht Prozent durchaus realistisch. Doch wenn die Titel aus dem Deutschen Aktienindex (DAX) an Wert gewinnen, profitieren mehrheitlich eben nicht die Anleger aus dem Heimatland dieser Unternehmen: Fast 54 Prozent der DAX-Papiere sind in der Hand von Anlegern aus dem Ausland. Weniger als fünf Millionen Deutsche halten direkt Aktien. Selbst einschließlich der Besitzer von Fondsanteilen sind es zehn Millionen.
Risikoscheu ist Teil der deutschen Mentalität
Keineswegs nur Bankchefs, sondern auch Verbraucherschützer beklagen seit langer Zeit die mangelnde Aktienkultur in Deutschland. Doch die Risikoscheu ist in diesem Land offenbar ein fester Bestandteil der Mentalität. Natürlich kann man mit Aktien zwischenzeitlich empfindliche Verluste erleiden. Das haben all jene erlebt, die inmitten der Börsenboomphase, als sich zwischen 1997 und 2000 die Zahl der Aktionäre in Deutschland verdoppelte, zugegriffen haben.
Doch objektive Berechnungen zeigen auch: Wer die Aktien der 30 DAX-
Titel kauft und dann für zehn Jahre oder länger hält, schließt das Risiko eines Wertverlusts nahezu aus. Allerdings gehört für Sparer, die sich mit dem Aktienmarkt nicht auskennen, eine seriöse Beratung dazu. Die dürfte aber immer schwerer zu bekommen sein. Denn die neuen Richtlinien der Bankenregulierungsbehörden machen die Wertpapierberatung sehr viel aufwendiger – und sie werden der Aktienkultur nicht helfen.