Günstiger bauen ist ein Element in der Gesamtstrategie für bezahlbaren Wohnraum. Doch diese Punkte sollte man beachten.

Wie lange kann ich mir das Leben in der Stadt noch leisten? Längst stellen sich auch Hamburger, die passabel verdienen, diese Frage. Erst am Donnerstag berichtete das Abendblatt über den Sternekoch Laurin Kux, der über Monate vergebens nach einer bezahlbaren Wohnung für seine fünfköpfige Familie gesucht hatte. Kux, der gern geblieben wäre, kocht nun in Münster. Laut Studie des Gymnasiums Ohmoor – Schüler werten dort seit 1986 Daten zum Hamburger Wohnungsmarkt aus – verlangen Vermieter auf dem freien Markt inzwischen durchschnittlich 13,24 Euro pro Quadratmeter.

Umso verblüffender wirkt das Neubauprojekt in Bramfeld, wo eine Wohnungsbaugenossenschaft und eine private Grundstücksverwaltung nun Wohnungen bauen, die – garantiert auf fünf Jahre und ohne einen Cent öffentlicher Förderung – gerade mal 8 Euro Miete pro Quadratmeter kosten werden. 800 Euro kalt im Monat für eine Vierzimmerwohnung im Erstbezug klingen auf dem überhitzten Hamburger Markt wie ein Sechser im Lotto.

Keine zweite Toilette? Das wird den Ansturm nicht stoppen

Dass Bauherren auf eigenes Risiko dieses Wagnis eingehen, ist ohne Frage verdienstvoll. Und vieles an dem Bramfelder Konzept überzeugt. Wer auf einheitliche Fenster, Türen, Bäder und Küchen setzt sowie auf Erker oder Vorsprünge verzichtet, spart Geld, ohne Ästhetik und Komfort zu riskieren. Auch Einschränkungen bei Kellerabteilen und Tiefgaragenplätzen – enorme Kostentreiber gerade in einer Stadt am Wasser – sind akzeptabel. Das Fehlen einer zweiten Toilette selbst in großen Wohnungen stört mehr, wird aber den Ansturm auf so günstigen Wohnraum kaum stoppen.

Doch spätestens beim Aufzug geht es nicht mehr um Luxus. In einer Stadt, die auf Inklusion setzt, wirken dreigeschossige Neubauten ohne Fahrstuhl wie ein Fossil. Es mag sein, dass man in Genossenschaften recht unproblematisch seine Wohnung tauschen kann, wenn man einmal auf Rollator oder gar Rollstuhl angewiesen sein sollte. Nur: Was ist mit dem gehbehinderten Großvater, der seinen kleinen Enkel im dritten Stock besuchen möchte? Was ist mit der krebskranken jungen Frau, die nach schweren Chemotherapien die Treppen in den dritten Stock kaum noch schafft?

Demografie: Barrierefreie Wohnungen sinnvoll

Gerade Wohnungsbaupolitik, die Weichen für Generationen stellt, muss die richtigen Signale senden. In Hamburg werden 2030 mehr als 115.000 Bürger leben, die 80 Jahre oder älter sind. Und nur mit barrierefreiem Wohnraum kann es gelingen, dass Hochbetagte so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben können. Mit den Acht-Euro-Wohnungen wird die Branche wichtige Erfahrungen für günstigen Neubau sammeln. Aber sie sind ebenso wenig eine Lösung der Misere wie die jetzt angedachte Erhöhung der Einkommensgrenzen für Sozialwohnungen.

Künftig werden 70.000 Haushalte mehr Anspruch auf einen sogenannten §5-Schein haben. Letztlich wird dies nur den Kampf um günstigen Wohnraum verschärfen. In der Hansestadt sinkt die Zahl der Sozialwohnungen seit Jahren, in ganz Hamburg gibt es noch knapp 79.000, vor zehn Jahren waren es noch 118.000.

Statt auf Symbolpolitik zu setzen, sollte der Senat dafür sorgen, dass Vermieter, die wie Genossenschaften für günstige Mieten sorgen, beim Verkauf städtischer Grundstücke noch stärker berücksichtigt werden. Dies kann Probleme mit der EU bereiten, die den freien Wettbewerb hütet. Aber diesen Streit muss man aushalten. Das Ziel bezahlbarer Wohnraum ist es wert.