1960 war es, als der hoch angesehene Rowohlt Verlag Hamburg verließ und aus steuerlichen Gründen nach Schleswig-Holstein, nach Reinbek verzog. Dort residiert das Haus bis heute in einem inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäude. Sich ganz in die Arme der Provinz werfen wollte man sich freilich bei Rowohlt nie und gab als Verlagssitz im Impressum seiner Bücher stets ein metropolenorientiertes „Reinbek bei Hamburg“ an. Umso erfreulicher dann die Meldung, die vor einigen Monaten eine Bereicherung der Verlagsstadt Hamburg ankündigte: Im Herbst 2018 werde Rowohlt nach Hamburg übersiedeln, ins Bieberhaus am Hauptbahnhof einziehen und fortan unter der herrlichen Adresse „Heidi-Kabel-Platz“ firmieren.
Dachte man. Bis nun aus wohl unterrichteten Tratsch-im-Treppenhaus-Kreisen durchsickerte, dass man sich bei Rowohlts wohl ein klein wenig geniere, unter dem Namen der famosen Volksschauspielerin aufzutreten, stattdessen auf andere Eingangspforten des Bieberhauses zurückgreifen und sich die Nullachtfünfzehn-Anschrift „Kirchenallee“ geben wolle. Wie das Schauspielhaus, das Hotel Reichshof oder die Bodega Nagel. Mit kaum einem seiner Bücher – sagen wir es offen – hat mich der Rowohlt Verlag derart enttäuscht. Kaum kehrt man nach knapp 60 Jahren aus dem nicht gerade durch dedizierten Anti-Provenzialismus auffallenden Reinbek in Hamburgs Zentrum zurück, verscherzt man es sich gleich mit der Ikone Heidi Kabel. Als Nächstes, so steht zu befürchten, wollen die Rowohlts nichts mehr mit Helmut Schmidt, Siegfried Lenz und Uwe Seeler zu tun haben. Und keine Franzbrötchen auf Verlagskonferenzen reichen. Das muss verhindert werden, durch Petitionen und Sitzblockaden. Ich bin dabei.