Verzögerte Elbvertiefung verschärft die Situation

Der Seegüterumschlag ist im Hamburger Hafen im vergangenen Jahr um 1,2 Prozent auf 136,5 Millionen Tonnen zurückgegangen. Das ist vielleicht nicht dramatisch – wer es positiv sehen will, spricht von Stagnation. Schließlich ist der Hafen immer noch ein großer Hamburger Industriezweig. Aber das Wort „Stagnation“ täuscht über die tatsächliche Entwicklung hinweg: Der Welthandel wächst, und zwar deutlich. Hamburgs Konkurrenzhäfen wachsen – mit Ausnahme der bremischen Häfen – auch deutlich. Vor diesem Hintergrund bekommt das Wort „Stagnation“ eine neue Bedeutung, es ist ein Rückschritt. Hamburgs Marktanteil schmilzt. Während der Hafen an der Elbe mit Müh und Not seine Ladungsmengen knapp halten kann, stürmen andere mit Siebenmeilenstiefeln voran.

Das stimmt nachdenklich, zumal die Ursachen für die negative Entwicklung nicht von heute auf morgen zu beseitigen sind. Vorausgesetzt, dass die Elbvertiefung noch in diesem Jahr genehmigt wird, was sicherlich einen gewissen Aufschwung beim Ladungsaufkommen nach sich ziehen dürfte, so bleiben noch genug Hemmnisse, die schnell in Angriff genommen werden müssen. Die Diskussion über den Neubau einer Köhlbrandquerung steht noch ganz am Anfang, während Hamburgs modernster und größter Eisenbahnterminal in Altenwerder von Großschiffen schon jetzt nicht mehr erreicht werden kann.

Auch die Kontakte zu Reedereikonsortien müssen intensiviert und Hamburgs Flächenangebot für hafennahe Industrie ausgebaut werden. Die Behauptung, dass Ladung, die Hamburg derzeit an andere verliert, schnell zurückwandern kann, stimmt nicht. Seitdem sich die Reedereien in großen ­Allianzen zusammengeschlossen haben, sind die Fahrpläne auf lange Sicht zementiert.