Wissenschaft – das waren immer die anderen. Die mit den dicken Brillen und den dünnen Ärmchen, die Geeks und die Tekkies, die Nerds und die Schnösel oder die Mischung aus beiden, die „Nösel“. Es waren jedenfalls Leute, die im Gegensatz zu einem selbst ernsthaft an der Uni waren, in fensterlosen Kellerlaboren vor sich hin forschten, Japanische Kampfhörspiele für Musik hielten und nur zum Gucken von „The Big Bang Theory“ ans Licht kamen, während unsereins im Park Bob Marley hörte und Campus-Schönheiten hinterherträumte.

Wissenschaft – das sind immer noch die anderen, aber eben auch Leute wie der Hamburger Spinnenforscher Danilo Harms vom Centrum für Naturkunde. Er hat jetzt eine Unterwasserspinne entdeckt, die an der australischen Pazifikküste den Gezeiten mit selbst gestrickten Taucherglocken trotzt. Noch fantastischer als die unbekannte strickende Taucherglockenspinne ist allerdings, dass Dr. Harms seiner achtbeinigen Neuentdeckung einen sehr hübschen Namen gegeben hat – Desis bobmarleyi, Bob-Marley-Spinne. Inspiriert wurde der Reggae-Fan vom Song „High Tide Or Low Tide“ (Flut oder Ebbe). Wir stehen applaudierend vor den Rechnern.

Allein mit dieser Nachricht weht ein Hauch mehr jamaikanische Lässigkeit durch die fensterlosen Kellerlabore der Hamburger Universität. Plötzlich klingen Japanische Kampfhörspiele gar nicht mehr so schlimm. Und wer weiß, vielleicht liegt Desis bobmarleyi manchmal auch einfach nur im Gras und träumt unerreichbaren Tierschönheiten hinterher – Zappa confluentus etwa, dem Frank-Zappa-Fisch. Oder Scaptia Beyonceae, der Beyoncé-Pferdebremse.