Das Erzbistum macht beim Management seiner finanziellen Probleme Fehler.

Misswirtschaft ist ein Begriff, der in Hamburg bisher im Zusammenhang mit dem HSV, der HSH Nordbank und der frühen Elbphilharmonie gebraucht wird. Jetzt kommt eine Institution dazu, die so recht nicht in die Reihe passen will. Die katholische Kirche, genauer gesagt das Erzbistum Hamburg, macht Schlagzeilen, die man von anderen erwartet hatte – aber nicht von einer Glaubensgemeinschaft, die ja zugleich und weltweit wie ein großer Konzern aktiv ist.

Schon als bekannt wurde, wie schwierig die finanzielle Situation des Erzbistums ist und wie sich diese weiter verschlechtern könnte, war man als Beobachter überrascht: Warum hat das denn keiner bemerkt? Wie konnten die Kosten für Pensionen und Investitionen in einer Weise ansteigen, dass das Erzbistum von heute auf morgen alles, was es macht und hat, auf den Prüfstand stellt? Wer hat da nicht aufgepasst?

Die Antworten auf diese und weitere Fragen liegen in der Vergangenheit, genau wie die Anfänge des Missmanagements, dem sich der relativ neue Erzbischof und seine Führung gegenübersehen. Dafür können die handelnden Personen wenig. Sie müssen die schwierigen Probleme jetzt irgendwie managen – und dabei aufpassen, nicht selber Fehler zu machen. Die ersten sind leider schon passiert: Zumindest war die Art und Weise, wie das Erzbistum die Betroffenen erst über die Pläne für Schulschließungen und dann über die Schließungen selbst informierte, unglücklich. Wie kann es sein, dass der Schulsenator nach eigenen Aussagen davon allein aus der Zeitung erfuhr? Wieso hat die Kirche nicht versucht, frühzeitig Kontakt zur Stadt und der Schulbehörde aufzunehmen, um zu sehen, ob und was man gemeinsam für die betroffenen Schulen und gegen Schließungen machen kann?

Das wäre eine normale wie mehrfach praktizierte Vorgehensweise gewesen, genauso wie der Versuch, Eltern, Schüler und Lehrer in die Lösung der Probleme einzubinden. Viele Hamburger, die ihre Kinder auf eine katholische Schule schicken, machen das ja in großer Überzeugung von deren Leistungsfähigkeit. Deshalb ist davon auszugehen, dass sie auch bereit wären, in einer Lage wie der aktuellen zu helfen, und zwar nicht nur mit tröstenden Worten. Diese Chance hat man leider im ersten Versuch vertan. Stattdessen stehen die Eltern wie gestern Abend vor der Kirche und protestieren gegen deren Schulpläne. Und der Senator, ein zugänglicher Politiker, ist zu Recht verstimmt. Zumindest das hätte nicht sein müssen, wenn sich alle Beteiligten zusammengesetzt hätten.

Ließ die wirtschaftliche Lage der Kirche nicht einmal dafür die Zeit? Die überstürzt wirkenden Aktionen werden auch den Schulen schaden, die nicht von Schließungen bedroht sind. Ausgerechnet in der Anmeldephase für das neue Schuljahr sind viele Eltern verunsichert, was auf ihre Kinder zukommen könnte. Schulleiter berichten davon, dass es ihnen schwerer fällt, neue, junge Kollege anzuwerben. Von jetzt auf gleich ist das Image des katholischen Schulwesens in einer Form beschädigt, die nicht angemessen ist und die nicht nötig gewesen wäre.

Kommt hinzu, dass es für eine alles in allem ja nicht arme Kirche schwer zu begründen ist, dass sie in sozial schwächeren Stadtteilen, ja vor allem dort, Schulen schließt, weil diese „wirtschaftlich nicht tragfähig“ sind. Das kann bei einem herkömmlichen privaten Schulträger ein Argument sein. Aber bei der katholischen Kirche?