Sollte die Saison mit dem Abstieg in die Zweite Liga enden, werden die Fragen nach Personalwechseln auf der Führungsebene kommen.
Um wenigstens etwas Positives an diesem für den HSV so desaströsen Wochenende zu vermerken: Heribert Bruchhagen unternahm erst gar nicht den Versuch, etwas zu beschönigen oder nach Alibis zu suchen. Es wäre zu einfach, dem Trainer die alleinige Schuld zu geben, erklärte der stark erkältete Vorstandsvorsitzende am Sonntagmittag vor versammelter Presse. Und weiter: „Auch wir müssen uns die Frage stellen, an welcher Stelle wir nicht sorgfältig gehandelt und analysiert haben.“
Stimmt genau. Das Aus für Markus Gisdol nach dem 0:2 gegen den 1. FC Köln bedeutet vor allem, dass unterm Strich alle versagt haben. Bruchhagen und Sportchef Jens Todt ist es im Sommer nicht gelungen, einen ausbalancierten Kader aufzustellen und die richtigen Einkäufe zu tätigen. Viel Geld für wenig Qualität ausgeben – das Management eines Wirtschaftsunternehmens würde eine solche Performance wohl nicht unbeschadet überstehen.
Wenn in diesen Tagen vielfach die Rede vom fehlenden Selbstvertrauen innerhalb der Mannschaft die Rede ist, so haben Bruchhagen & Co. fast jedes Vertrauen verspielt. Sollte diese Saison tatsächlich mit dem Abstieg in die Zweite Liga enden, werden die Fragen nach weiteren Personalwechseln auf der Führungsebene kommen, ganz sicher. Da hilft es auch wenig, dass die Clubchefs schnell auf die Niederlage reagierten und mit Bernd Hollerbach bereits einen „Plan B“ vorbereitet hatten, wie es Bruchhagen formulierte.
16 Trainer in 14 Jahren beim HSV
Startet Hollerbach mit einer Niederlage?
Die Frage bleibt, ob ein Trainerwechsel schon nach dem düsteren Auftritt in Augsburg nicht die bessere Wahl gewesen wäre. Oder hatte in Hamburg wirklich noch jemand ernsthaft geglaubt, der HSV könne gegen die Kölner gewinnen? So droht Nachfolger Bernd Hollerbach bei seiner Premiere in Leipzig mit einer Niederlage zu starten.
Häufig zu wenig gewürdigt werden die Minusleistungen der Spieler, die zu einer Trainerentlassung führen. Die Unzulänglichkeiten der HSV-Profis aufzulisten, würde jedoch den Umfang dieses Kommentars sprengen. Ach, wie herrlich wäre es, könnte man ähnlich wie bei den beliebten Managerspielen im Internet gleich eine ganze Reihe an Rumpelfußballern per Mausklick austauschen. So aber bleibt dem HSV nichts anderes übrig, als mit dem Trainertausch den letzten Joker im Abstiegskampf zu ziehen.
Auch wenn Hollerbach die einmalige Chance, sich in der deutschen Eliteliga bei seinem Herzensverein beweisen zu können, mit viel Ehrgeiz und Elan angehen wird: Sein Engagement ähnelt stark einem Himmelfahrtskommando. Platz 16 wäre ein Riesenerfolg.