Hamburger Volksbank will Serviceangebot ausweiten

Jede Woche werden im Schnitt 36 Bankfilialen in Deutschland geschlossen. Das hat mehrere Gründe: Wegen der Nullzinspolitik der Europäischen Zen­tralbank wird es für die Kreditinstitute immer schwieriger, Geld zu verdienen, der Kostendruck steigt. Doch es hat sich auch das Kundenverhalten geändert: Längst nicht nur jüngere Menschen erledigen einfache Bankgeschäfte per Smartphone, in die Filialen gehen sie – außer zum Geldabheben am Automaten – seltener als in früheren Jahrzehnten.

Damit ergibt sich für die Banken ein Dilemma: Sie alle wissen aus diversen Untersuchungen und Umfragen, dass die Kunden für etwas komplexere Vorgänge einen persönlichen Ansprechpartner wünschen. Aber manche der Zweigstellen, in denen solche Beratungen üblicherweise stattfinden, lohnen sich eben doch nicht mehr.

Nun will die Hamburger Volksbank beweisen, dass nicht nur die großen Wettbewerber einen persönlichen Kundenkontakt auch über digitale Kanäle auf die Beine stellen können. Einzelne Beschäftigte sollen sogar am Sonntagnachmittag erreichbar sein.

Bankchef Reiner Brüggestrat beweist damit nicht zum ersten Mal den Mut, Wege zu gehen, die in der Branche noch keineswegs selbstverständlich sind. So führte er zum Jahresanfang 2017 Negativzinsen auch für vermögende Privatkunden ein.

Sein Konzept für eine Sonntagsberatung ist allerdings ein Experiment mit begrenztem Risiko. Denn das Angebot ist gewissermaßen ein Abfallprodukt einer neuen Abteilung, die wochentags auch außerhalb der Filialöffnungszeiten per Telefon, Online-Chat oder Video beraten wird. Gerade mit Blick auf Privatkunden darf man skeptisch sein, wie groß der Drang nach Gesprächen mit einem Banker am Wochenende tatsächlich ist – zumal ja auch das Vertrauen da sein muss, dass die Internetverbindung gut geschützt ist.