Der Schlüssel zu weniger Lärm und Abgasen liegt in einer zügigen Verkehrswende.
Tja, das geht eben nicht. Man kann nicht alle Vorteile des städtischen Lebens haben wollen, sich dann aber unentwegt über Lärm und Abgase beschweren. Wer Ruhe und frische Luft will, soll doch aufs Land ziehen und den Bäumen beim Rauschen zuhören – weit weg von Arbeitsplätzen, Krankenhäusern, Schwimmbad oder Kino. So sagen es manche Städter, denen die Debatten über Lärm und Luftbelastung auf die Nerven gehen. Meistens wohnen sie selbst in ruhigen Nebenstraßen.
Natürlich stimmt es: Wo es brummt und brodelt, wo Hunderttausende arbeiten, wohnen, streiten und feiern, da ist es nicht so still wie in ausgestorbenen Dörfern zur Geisterstunde. Was allerdings auch stimmt: Wie die Menschen ihre Mobilität in der Stadt organisieren, haben sie selbst in der Hand. Es ist nicht gottgegeben, dass jeder immer und überall mit seinem alten Diesel oder röhrenden Motorrad durch die Stadt brettern darf – egal wie viele andere er mit seinem Lärm und Dreck belastet.
Gerade wegen ihres Wachstums brauchen die Städte ein radikales Umdenken in der Verkehrspolitik, wenn sie menschlich für alle sein wollen. Dazu gehört nicht nur die Wende zur E-Mobilität, sondern auch eine Verhaltensänderung der Bürger – hin zu Bus und Bahn. Denn das E-Auto wird nicht alle Probleme lösen, schon weil Rollgeräusche ab Tempo 30 lauter sind als Motoren.
Die bisherigen Maßnahmen gegen Atemgifte und Krach jedenfalls haben kaum etwas gebracht – das zeigen auch die neuen Daten zur Lärmbelastung in Hamburg. Kein Wunder. Seit dem Lärmaktionsplan 2013 hat der Senat an gerade einmal drei belasteten Straßen ein nächtliches Tempo-30-Limit eingeführt. Wer das als Lärmschutzpolitik verkaufen will, glaubt auch, dass Homöopathie gegen die Sterblichkeit hilft.