Der Trainer des FC St. Pauli greift in der Krise durch – mit altbekannten Maßnahmen

Ein Straftraining im Morgengrauen bei Wind und Nieselregen – und das am ursprünglich freien Adventssonntag. Dies war die erste von mehreren Maßnahmen, die St. Paulis Trainer Olaf Janßen nach dem 0:5-Debakel bei Arminia Bielefeld ergriff, um sein Team wieder auf Kurs zu bringen. Zudem rief er einen neuen „Ausscheidungskampf“ um die Stammplätze aus und wird jetzt immer erst am Vortag bekannt geben, wann die Spieler zum nächsten Training zu erscheinen haben.

Der Autor ist St.-Pauli-Reporter beim Abendblatt
Der Autor ist St.-Pauli-Reporter beim Abendblatt © HA | Klaus Bodig

Auf den ersten Blick scheint es wilder Aktionismus von Janßen zu sein, mit so altbekannten Maßnahmen auf die sportliche Talfahrt der vergangenen Wochen zu reagieren. Entscheidend besser sind die Spieler wohl kaum durch die Frühschicht am Sonntag geworden. Bei genauerem Hinsehen aber wird klar, dass es jetzt keine vernünftige Alternative mehr gewesen wäre, so weiterzumachen, als wäre nichts geschehen. Janßen, der seit Saisonbeginn Cheftrainer bei St. Pauli ist, hat sich lange, ja sogar zu lange, schützend vor seine Mannschaft gestellt und sie immer wieder für Selbstverständlichkeiten gelobt. Gleiches gilt für bestimmte Spieler, die er – zumindest nach außen – verbal in Watte packte, obwohl sie den berechtigten Erwartungen nicht gerecht wurden. Der Dank dafür blieb weitgehend aus. Das 0:5 von Bielefeld musste daher nun der Anlass sein, den Kuschelkurs zu beenden.

Janßen weiß, dass seine Maßnahmen jetzt schnell greifen müssen, konkret in den letzten beiden Heimspielen des Jahres 2o17 gegen Duisburg und Bochum. Zwei weitere Niederlagen dürften seinen Job ernsthaft in Gefahr bringen. Das Straftraining und die Ausrufung eines neuen Ausscheidungskampfes können als seine vorletzte Patrone angesehen werden, um das Team wieder in die Spur zu bringen. Danach bliebe noch die Suspendierung von Spielern oder eine öffentliche Wutrede im Stile Giovanni Trappatonis.