Sport muss politisch neutral sein, so lautet einer der Kernsätze des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Doch nun erschüttert wieder ein Skandal die moralischen Grundfesten des internationalen Sports: Ein iranischer Ringer gestand, bereits zum zweiten Mal einen WM-Kampf absichtlich verloren zu haben. Die Manipulation sei ihm staatlicherseits verordnet worden. Er hätte sonst in der nächsten Runde gegen einen Israeli kämpfen müssen. Das ist Iranern, egal in welcher Sportart, per Staatsräson verboten.
Befürchten muss der Mann dennoch nichts. Weder sein Verband noch das IOC haben Interesse an Sanktionen. Theoretisch müsste ein Sportler, der betrügt, bestraft und ein Verband, der seine Sportler zum Betrug zwingt, aus der Sportgemeinschaft ausgeschlossen werde – Fairplay angewandt. Doch das passiert nie. In einer Art Nichtangriffspakt ignoriert das IOC neben Menschenrechtsverletzungen in Staaten wie China oder Russland offensichtlich auch politisch motivierte Manipulation sportlicher Wettkämpfe. Und der iranische Verband benutzt die Öffentlichmachung solcher „Vergehen“ als PR für seine anti-israelische Haltung.
Dazu passt, dass der betroffene Freistilringer Ali-Resa Karimi (23), einer der Favoriten auf die Goldmedaille, nun auf Auszahlung der ausgelobten WM-Prämie pocht: 60 Goldmünzen im Wert von etwa 16.000 Euro. „Ich hatte so hart trainiert und so fest an den WM-Titel geglaubt. Dann aber kamen die Anweisungen, und es war wie ein Eimer kaltes Wasser auf all meine Träume“, sagte er nach seinem Ausscheiden. Mutmaßlich werden sie ihm in seinem Heimatland das Geld geben. Erneut zu manipulieren war der gewünschte Akt des Gehorsams. Demokratie geht anders. Und Fairplay sowieso.