Lkw müssen ihre Ankunft anmelden. Wirtschaft löst Verkehrsproblem ohne Staat

Der Gütertransport aus oder in den Hafen per Lkw geschieht künftig wie beim Zahnarzt, mit Termin. Wer einen Container bringen oder abholen will muss sich vorher anmelden und bekommt vom Terminal ein Zeitfenster zugewiesen, in dem der Laster vorfahren soll. Das neue Buchungssystem, das die HHLA in der kommenden Woche einführt, ist ein kluger Schachzug: Zum einen gelingt es damit, den Verkehrsandrang vor den Terminals zu entzerren und Rückstaus im Hafen zu vermeiden. Dies geschieht über moderne Telekommunikationsverbindungen zwischen Speditionen, Lkw-Fahrern und Hafenterminals – was ein gutes Beispiel für Digitalisierung im Hafen ist.

Zum anderen kann die Einführung des Slotbuchungssystems für Lkw ein Vorbild für andere sein. Es zeigt, dass Unternehmen mit praktischer Selbsthilfe Verbesserungen durchsetzen können, ohne dass sie auf das Reglement der Hafenbehörde Port Authority angewiesen sind. Die großen Terminalbetreiber haben sich mal eben Europas modernstes Lkw-Verkehrssteuerung zugelegt, und zwar ganz ohne staatliche Unterstützung.

Schon einmal hat die Hafenwirtschaft in Eigenregie und mit eigenem Geld ein Verkehrssystem entwickelt, das den Hamburger Hafen vorangebracht hat. Nicht auf der Straße, sondern auf dem Wasser. Das von HHLA und Eurogate gegründete HVCC Hamburg Vessel Coordination Center stimmt den Einlauf von Schiffen in den Hamburger Hafen ab. Eingerichtet wurde es, um den Reedern trotz fehlender Elbvertiefung eine reibungslose Abfertigung im Hamburger Hafen anbieten zu können. Es zeigt zusammen mit dem Terminsystem für Lkw die Stärke der Hafenwirtschaft in Hamburg, in schwierigen Situationen gemeinsam Lösungen zu finden.