Es ist gut, dass Rot-Grün aus Hamburg jetzt den Druck auf Bahn und Bund erhöht.
Bekanntlich ist vieles im Leben relativ. Verglichen mit dem, was man so über Berliner S-Bahnen hört, läuft der Betrieb in Hamburg ziemlich geschmeidig. Aber was nützt das den S-Bahn-Kunden, die auch in Hamburg immer häufiger immer länger auf ihre Bahnen warten müssen – zuletzt auch oftmals ganz und gar vergeblich? Genau: nüscht.
Die zunehmende Zahl von Ausfällen und Verspätungen zeigt, dass die S-Bahn mit dem massiven Kundenzustrom nicht mehr zurechtkommt. Sie droht vom eigenen Erfolg erdrückt zu werden. Denn der Zuwachs von 30 Prozent mehr Fahrgästen binnen zehn Jahren erfordert massive Ausbauten und Modernisierungen der Infrastruktur – die es im nötigen Ausmaß aber bisher nicht gibt.
Natürlich sind oberirdisch fahrende Bahnen anfälliger für Störungen – etwa durch extreme Wetterlagen oder auf den Gleisen herumturnende Betrunkene. Ein großer Teil der Ausfälle aber hat mit veralteter oder überlasteter Technik zu tun, die sich plötzlich qualmend verabschiedet. Oder damit, dass ein Ausfall im Nadelöhr Hauptbahnhof gleich das halbe Netz lahmlegen kann.
Es ist deswegen dringend nötig, die Infrastruktur der S-Bahn zu modernisieren. Dass Bund und Bahn die Finanzierung erforderlicher Umbauten noch immer nicht zugesagt haben, ist nicht nur ein unfreundlicher Zug gegenüber der eigenen Kundschaft. Es ist auch eine Provokation von Senat und Hamburger Steuerzahlern, denn diese bezuschussen die S-Bahn mit hohen Millionenbeträgen. Und zwar für einen reibungslosen Betrieb – und nicht für immer mehr Stillstand. Gut, dass Rot-Grün jetzt den Druck auf die Bahn erhöht und zur Not sogar Geld vorschießen will, um die Probleme rasch anzugehen. Langfristig aber kann das nicht die Lösung sein. Sollte die S-Bahn ihren Aufgaben nicht nachkommen, muss über die Kürzung der Zuschüsse gesprochen werden.