Wie geht Fußballfunktionär? Einfach Hirn und Herz ausschalten und den Geldschrank öffnen.

Bitte notieren Sie sich schon mal: 24. Januar 2018. Ganz wichtiges Datum! Dann ist es endlich so weit, und die Augen der gesamten Fußballwelt sind auf Lausanne gerichtet. Aleksander Ceferin, der zurzeit nicht mal unter Korruptionsverdacht stehende Uefa-Präsident, wird an diesem Tag der erwartungsfrohen Fan-Gemeinde den Pokal präsentieren. Welchen Pokal? Na, d e n Pokal! Endlich werden wir dann wissen, wie sie aussieht, die neue große Trophäe des Fußballs. Und in unseren Träumen sehen wir schon die Szene, wie ein glücklich strahlender Nationalmannschafts-Kapitän Manuel Neuer am 23. Juni 2019 den Pokal in den goldglitzernden Nachthimmel stemmen wird: den Nations-League-Cup!

Okay – Spaß beiseite. Obwohl man eigentlich lachen müsste, wenn es nicht so deprimierend traurig wäre. Das Tempo, in dem von Gier und Ignoranz getriebene Funktionäre immer absurdere Ideen und Reformen verkünden, steigt schneller, als Arjen Robben im Strafraum je fallen könnte. Dachten wir schon, dass der Irrsinn nach der Vergabe der Weltmeisterschaft an die Arbeitersklaventreiber in Katar nicht mehr steigerbar wäre, belehren uns die Infantinos und Ceferins dieser Welt eines Schlechteren. WM mit 48 Mannschaften, EM mit 24 Teams (ausgetragen in 13 Ländern), Champions-League-Reform (mit noch mehr Geld für die ohnehin schon Reichen), Nations League.

Doch es kommt ja noch besser. Bevor die Nations League auch nur einmal ausgetragen worden wäre (oder der normale Fußballfan auch nur ansatzweise verstanden hätte, was das eigentlich ist und soll), kommt schon die Reform. Ja, Sie haben richtig gelesen: Denn Uefa-Boss Ceferin will aus der Nations League eine Mini-Weltmeisterschaft machen, an der Teams aus aller Welt teilnehmen können. Der Fußball-Sommerfahrplan für die kommenden Jahre sähe dann in etwa so aus: 2018 WM in Russland, 2019 Nations-League-Finalrunde, 2020 EM, 2021 Mini-WM und Confed-Cup, 2022 Wüsten-WM, 2023 Mini-WM und so weiter und so weiter.

Die Antwort auf die Was-soll-das-Frage ist dabei ebenso leicht wie kurz zu beantworten: Geld. Bei der Wie-soll-das-gehen-Frage wird es schon schwieriger. Denn die Nationalmannschaft wird nicht nur alle eben aufgezählten Turniere absolvieren dürfen (oder müssen?). Es bleiben auch die Qualifikationsrunden für Welt- und Europameisterschaften (je zehn Spiele). Hinzu kommt die Nations League, bei der die 55 Nationalmannschaften Europas (der Vatikan will leider immer noch nicht mitmachen) nach Leistungsstärke in vier Ligen (A, B, C und D) zu je vier Gruppen spielen. Gruppensieger steigen auf, die Letzten steigen ab. Während man sich in der Liga D schon auf Leckerbissen wie Färöer gegen Andorra und Gibraltar gegen San Marino freuen darf, spielen die besten vier Teams der A-Liga um den schönen Pokal, der uns bald in Lausanne präsentiert wird.

Doch leider ist das immer noch nicht alles, denn nun kommt – so der Uefa-Plan – die Mini-WM obendrauf. Für die soll es gleich sieben Ligen weltweit geben. Nach einem Modus, den glücklicherweise noch niemand kennt, aber irgendwie mit der Nations League verknüpft sein soll, werden am Schluss jedenfalls acht Mannschaften übrig bleiben, die dann ein Turnier spielen.

Diese Ideen des europäischen Fußballverbands kann der Weltverband natürlich nicht ungekontert lassen. So ist fest damit zu rechnen, dass der Confed-Cup von acht auf 24 Mannschaften aufgestockt wird und europäische Nationalmannschaften bei der Südamerika-Meisterschaft mitmachen dürfen. Die Vereine wiederum können die Fernseh-Kohle keinesfalls den Nationalteams überlassen und werden gewiss eine Club-WM (mit 64 Teilnehmern oder so) veranstalten, während die Zweitligisten den Europa-B-Cup erfinden.

So oder so: Eine Menge Kapitäne werden eine Menge Pokale in den Nachthimmel stemmen. Und dann werden die Funktionäre geschafft haben, woran alle Abstiege meines Lieblingsclubs gescheitert sind: mir den so geliebten Profifußball zu verleiden.

Das heißt: Es bleibt immer noch Altona 93 – da gibt’s ehrlichen Sport und die besten Fischbrötchen der Stadt.