Schleswig-Holstein und Hamburg sind wie früher Bayern und München.

Kann es eine schönere Statistik geben als jene, die in den Schleswig-Holsteinern und den Hamburgern die glücklichsten Menschen Deutschlands sieht? Natürlich nicht! Der sogenannte Glücksatlas bestätigt, was wir Norddeutschen schon immer gedacht und immer öfter auch gesagt haben: Nirgendwo lässt es sich so gut leben wie bei uns, daran ändert auch das zugegebenermaßen schlechte Wetter nichts. Kaum vorstellbar, wie hoch die Glückswerte von Schleswig-Holsteinern und Hamburgern wären, wenn es hier im Sommer mal vier Tage am Stück nicht regnen würde ...

Der Glücksatlas wird allein wegen seines Namens oft belächelt – zu Unrecht. Tatsächlich bildet er Gefühls- und andere Lagen sowohl in den entsprechenden Regionen als auch in ganz Deutschland gut ab. Und er deckt sich mit Ergebnissen von maximal seriösen und offiziellen Befragungen. Etwa bei den Landtagswahlen oder der Bundestagswahl, bei der die Alternative für Deutschland (AfD) in Schleswig-Holstein und Hamburg schlechter abschnitt als anderswo. Soll heißen: Wo die Menschen zufrieden sind, hat es eine Partei, die vor allem von Protest und schlechter Stimmung lebt, schwer.

Der Glücksatlas fasst in seinen Zahlen und Bewertungen schnell und zutreffend eine Entwicklung im Norden zusammen, die an eine Erfolgsgeschichte aus dem Süden erinnert. Was München und Bayern lange Jahre waren, sind jetzt Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Hansestadt hat spätestens mit der Eröffnung der Elbphilharmonie im Januar eine Sogwirkung entwickelt, wie man sie bisher mit München verband. Das betrifft neue Einwohner, die angelockt werden, genauso wie Touristen – und leider auch die Entwicklung der Immobilienpreise und Mieten.

2017 wird als eines der ereignisreichsten Jahre in Hamburgs Geschichte eingehen: Dank Elbphilharmonie, G20, Rolling Stones und vielem mehr gehörten Schlagzeilen und Scheinwerfer der zweitgrößten deutschen Stadt. Davon profitiert, wie früher Bayern von München, auch das Umland. Und wie: Schleswig-Holsteiner genießen die Vorteile einer internationalen Metropole – Arbeitsplätze, Kulturangebot, hochwertige medizinische Versorgung –, ohne unter den Nachteilen zu leiden. Also etwa unter explodierenden Immobilienpreisen oder schlechter Luft. Dabei erstreckt sich die Wirkung Hamburgs längst nicht mehr auf die direkten Nachbarkreise wie Stormarn oder Pinneberg, die gefühlt längst ein Teil der Stadt sind. Selbst in Kiel richten sich Menschen immer stärker Richtung Hamburg aus, so wie die Hamburger nach wie vor von Ost- und Nordsee angezogen werden. Es ist, um ausnahmsweise diesen Begriff zu verwenden, eine Win-win-Situation. Hamburg und Schleswig-Holstein sind wie Bayern und München, nur ohne Champions League, Sonne und CSU.

Zum Glück zeigt der Glücksatlas auch, woran unsere beiden beneidenswerten Bundesländer noch arbeiten müssen. In der Kategorie Wohnen & Freizeit landet Hamburg nur auf dem achten Platz, was vor allem an dem hohen Anteil liegt, den die Bürger inzwischen von ihrem Geld für die Miete ausgeben müssen. Schleswig-Holstein kommt in der Kategorie Arbeit auf Rang zehn – schlicht, weil es im Flächenland selbst zu wenige und zu wenig attraktive Jobs gibt. Beide Ergebnisse zusammen zeigen aber auch, wie sehr die Stadt das Land braucht – und umgekehrt: Man ergänzt sich perfekt.

Was für ein Glück!