Der HSV muss sich vom Investor lösen und einen neuen Weg einschlagen.

Klaus-Michael Kühne ist es als überaus erfolgreicher Unternehmer gewohnt, Dinge zu planen, voranzutreiben und zu kontrollieren. Dass er trotz seines Millionen-Investments beim HSV nicht direkt ins operative Geschäft eingreifen durfte, konnte einen Entscheider wie den 80-Jährigen schon einmal ungeduldig werden lassen. Von Zeit zu Zeit wählte Kühne deshalb den Weg in die Öffentlichkeit – auch im Abendblatt –, um Empfehlungen auszusprechen. Nachvollziehbar. Wer so viel Geld zur Verfügung stellt, möchte wissen, was damit geschieht.

Verständlich wäre auch, würde Kühne einen Sitz im Aufsichtsrat einfordern, was bei seiner Anteilshöhe in jedem anderen Wirtschaftsunternehmen selbstverständlich wäre. Mit seiner jüngsten Erklärung hat der Investor jedoch eine Grenze überschritten. Wer einen Aufsichtsrat nach seinen Gnaden fordert, im zweiten Schritt auch noch eine Neubesetzung des Vorstands wünscht und bei Nichtbefolgung seiner Bedingungen damit droht, kein weiteres Geld mehr zur Verfügung zu stellen, überschreitet seine Kompetenzen.

Der Autor ist Sportchef beim Abendblatt
Der Autor ist Sportchef beim Abendblatt © HA | Andreas Laible

Der Zeitpunkt scheint gekommen, einen Schlussstrich zu ziehen und die Zukunft ohne Kühne zu planen. Das unabhängige Handeln eines Clubs gilt es unter allen Umständen zu beschützen.

Herr Kühne hat beklagt, dass die Initiative „HSVPlus“ nicht das erhoffte Ergebnis gebracht hat. Festzuhalten bleibt aber auch, dass die Konstruktion mit ihm nicht zum geplanten sportlichen Aufschwung geführt hat. Wie wäre es zum Beispiel, wenn der Club ab sofort keine überhöhten Gehälter mehr bezahlt? Erfolg ist auch ohne Kühne machbar. Und wenn der Preis der Unabhängigkeit der ist, auch einmal den Gang in die Zweite Liga anzutreten, dann sollte er notfalls bezahlt werden.