Die Probleme auf Hamburgs Flughafen nerven Passagiere. Doch was sollen sie tun?

Man muss aufpassen, dass man nicht ungerecht wird, wenn man über Hamburgs Flughafen schreibt. Zu viel ist in den vergangenen Monaten schiefgegangen, zu oft haben zu viele Menschen viel zu lange auf ihre Koffer warten müssen. Im eigenen Umfeld gibt es kaum noch jemanden, der nicht mindestens eine Geschichte davon erzählen kann. Die jüngste stammt von Montagabend, als Reisende wieder einmal mehr als eine Stunde auf ihr Gepäck warteten. „Ich habe die Schnauze voll“, sagte einer von ihnen, als er zu später Stunde den Flughafen verließ. „Wenn ich von Hamburg aus reise, nehme ich künftig nur noch Handgepäck mit.“

Das kann nun wirklich nicht die Lösung eines Problems sein, das Menschen, die in Deutschlands zweitgrößter Stadt mit dem Flugzeug ankommen, schon so lange nervt. Es muss dringend etwas geschehen, damit das Image des Hamburger Flughafens nicht noch weiter Schaden nimmt und der Ärger der Passagiere nicht noch größer wird. Nur was?

Kann der Airport überhaupt etwas an den elenden Wartezeiten ändern? Oder ist es in Wahrheit so, dass zumindest bis Mitte kommenden Jahres alles schlimmer werden könnte, weil weitere Bauarbeiten während des laufenden Betriebs geplant sind?

Dass der Flughafen jetzt noch einmal betont, dass man doch bitte mindestens zwei Stunden vor Reisebeginn im Terminal sein sollte, lässt nichts Gutes erahnen. Zwei Stunden vor einem Flug nach Frankfurt, der nicht mal eine Stunde dauert? Dann kann man auch gleich die Deutsche Bahn nehmen – mit Gepäck, versteht sich.

Wie gesagt: Man muss aufpassen, dass man nicht ungerecht wird, wenn man über Hamburgs Flughafen schreibt. Wer sich einmal die Arbeitsbedingungen der Menschen angesehen hat, die Flugzeuge ent- und beladen, weiß, dass es wenige härtere Jobs in dieser Stadt gibt. Oft stehen die Männer – Frauen dürfen die Arbeit nicht machen – gebückt in den Flugzeugen, um die Gepäckstücke einzeln zu verstauen. Die Fluggesellschaften sparen bei dieser Dienstleistung, wo sie nur können, die Sicherheitsbedingungen sind scharf, die Bezahlung überschaubar. Zumindest in einer Zeit, in der es für das gleiche Geld deutlich bequemere Arbeitsplätze zuhauf gibt. Will sagen: Der Flughafen und die für die Gepäckabfertigung zuständigen Unternehmen können froh sein über jeden Mitarbeiter, den sie finden und halten können. Um die Suche nach ihnen ist keiner der Verantwortlichen zu beneiden, und es wird darauf hinauslaufen, dass die Firmen den Kofferträgern mehr Geld bezahlen müssen. Einen Unterstützer dafür haben sie schon: Bürgermeister Olaf Scholz hat Kontakt zu den Betroffenen und macht sich für sie stark.

Für den Flughafen wird die Frage, ob man genügend Leute für die Gepäckabfertigung hat, in den kommenden Monaten das wichtigste, aber nicht das einzige Problem sein. Hinzu kommen Bauarbeiten, die die Anfahrtswege zu den Flugzeugen zum Teil deutlich verlängern und Verladezeiten weiter erhöhen. Gleichzeitig wächst das Passagieraufkommen in Hamburg genauso wie der Zwang der Fluggesellschaften, am Boden so viel Geld wie möglich zu sparen. Das beginnt bei der Abfertigung und endet bei der Position für das jeweilige Flugzeug. Werden sich die Fluggäste die damit verbundenen Unannehmlichkeiten über einen noch längeren Zeitraum gefallen lassen? Auch hier gibt es, leider, eine einfache Antwort: Was bleibt ihnen übrig?