Weniger Kriminalität durch Sonderkommissionen. Darauf sollte der Senat aufbauen

Die Hamburger Polizei hat in den vergangenen Monaten viel Lob bekommen – aber auch viel Kritik. Anerkennung und Dank gab es für den im wahrsten Sinne des Wortes unermüdlichen Einsatz der Beamten, die während des G20-Gipfeltreffens Anfang Juli praktisch rund um die Uhr auf der Straße waren, viele von ihnen fast ohne Schlaf. Wegen des G20-Einsatzes musste und muss sich die Polizeiführung aber auch viele kritische Fragen stellen lassen. Denn es war eben nicht gelungen, die Stadt und ihre Bürger vor den Ausschreitungen und Sachbeschädigungen randalierender Linker zu schützen. Stundenlang tobten diese sich im Schanzenviertel aus, ohne dass die Polizei einschritt. Ohne Frage muss der G20-Einsatz im Sonderausschuss der Bürgerschaft sorgfältig aufgearbeitet werden.

In das Lob und in die Kritik aber mischt sich auch die Sorge vieler Bürger, die Hamburger Polizei könne wegen der hohen Belastung durch den Gipfel ihr Kerngeschäft vernachlässigen. Also die Kriminalität zu bekämpfen und für Sicherheit in der Stadt zu sorgen. Schließlich fielen nicht nur im Juli viele Überstunden an. Auch die Aufklärung der G20-Straftaten mit der Sichtung Tausender Bilder und Filmsequenzen sowie die Schwärzung Tausender Dokumente für den Sonderausschuss bindet viele Kräfte.

Diese Sorge zumindest ist offensichtlich unbegründet. Wie das Abendblatt in seiner heutigen Ausgabe exklusiv berichtet, ist die Zahl der Straftaten in diesem Jahr sogar deutlich gesunken. Und zwar nicht nur insgesamt, sondern gerade bei den Delikten, die die Bürger ganz unmittelbar betreffen – beispielsweise wenn in ihre Wohnungen eingebrochen wird, wenn sie Opfer von Raubtaten werden oder ihr Fahrrad gestohlen wird. Das ist ein großer Erfolg, auf den die Polizei zu Recht stolz sein darf.

Denn die Strategie der Polizeiführung zahlt sich offensichtlich aus: Sie bekämpft die Straftaten auf Kriminalitätsfeldern, die die Hamburger besonders belasten, mit einer konzertierten Aktion und hat Sonderkommissionen gegründet, die beispielsweise gegen Wohnungseinbrüche, Fahrraddiebstahl und Taschendiebstahl vorgehen. Es zeigt sich: Wenn die Polizei ihre Kräfte in dieser Weise bündelt und täterbezogen ermittelt, dann hat sie durchschlagenden Erfolg – auch deshalb, weil hier professionelle Banden am Werk sind. Zu überlegen ist, ob sie ihre Strategie nicht auch auf die Trickbetrüger anwenden sollte, die zunehmend ältere Menschen beispielsweise am Telefon abzocken. Hier steigen die Zahlen.

Der Polizeierfolg hängt aber nicht nur am Konzept, sondern auch an der Personalstärke. Die größte Trendwende feiern die Ordnungshüter dort, wo sie die meisten Beamten zum Einsatz gebracht haben: Die Zahl der Wohnungseinbrüche, die von der Soko „Castle“ bearbeitet werden, ist am stärksten zurückgegangen. Dieses Argument dürfte Innensenator Andy Grote (SPD) bei der bald beginnenden Haushaltsplanung für 2019/20 nicht unerwähnt lassen.

Vor allem die Sozialdemokraten werden erleichtert sein über den beeindruckenden Rückgang der Kriminalität. Die Bilder der vielen brennenden Autos während des G20-Gipfels und der Straßenschlacht im Schanzenviertel haben bei vielen Bürgern wieder das alte Vorurteil bestärkt, die Innere Sicherheit sei bei der SPD eben doch nicht gut aufgehoben. Da kommen die Erfolgsmeldungen aus dem Winterhuder Polizeipräsidium gerade recht.