Zwei Millionen Einwohner in Hamburg bis zum Jahr 2035. Wollen wir das überhaupt?

Wer vor gut 20 Jahren in Hamburg von einer Bevölkerungszahl um die zwei Millionen gesprochen hätte, wäre als Fantast bezeichnet worden. Seinerzeit fragten sich Stadtentwickler, wie der stetige Verlust an Einwohnern gestoppt werden könne. Diese Sorge sind die Experten inzwischen los. Die Voraussage des Instituts der Wirtschaft, 2035 würden zwei Millionen Menschen in Hamburg leben, deckt sich mit anderen Berechnungen.

Dennoch lohnt es sich, die Zahl zu hinterfragen. Zwar ist es richtig, dass es – weltweit betrachtet – die Menschen in die Metropolen zieht. Aber hier in Europa ist die Unumkehrbarkeit dieses Prozesses längst nicht ausgemacht. Wenn im Rahmen der Digitalisierung unserer Gesellschaft der flächendeckende Breitbandausbau endlich Realität ist, wird der ländliche Raum wieder interessant.

Zu bedenken ist auch, ob ein ungebremstes Bevölkerungswachstum für eine Metropole wie Hamburg wirklich sinnvoll ist. 35.000 Wohnungen wurden seit 2011 gebaut; die Zahl der Einwohner stieg um gut 140.000. Bis zur Zwei-Millionen-Grenze fehlen noch 200.000 Menschen oder rund 50.000 Wohnungen. Angesichts der Begrenztheit von Hamburgs Fläche stellt das eine große Herausforderung dar.

Ein Zuzugsverbot wird in unserer modernen Welt nicht funktionieren. Diese Entwicklung allerdings als von Gott gegeben hinzunehmen und allein auf den Bau von Wohnungen zu setzen – das kann auch nicht die Lösung sein.

So ein Programm ist doppelgesichtig: Bezahlbare Wohnungen sind unverzichtbar, weil die Verfügbarkeit über sie eine zentrale soziale Frage ist. Allerdings wirkt ein Bauboom, so gut er ist, auch anziehend. Er verstärkt den Zuzugsprozess und vergrößert so die Probleme.