Es war Wasser auf die Mühlen derer, die bei der Entscheidung, Olaf Janßen vom Assistenten zum Chefcoach des FC St. Pauli zu befördern, die Nase gerümpft hatten. 0:4 gegen den bis dato enttäuschenden Bundesliga-Absteiger FC Ingolstadt, vor eigenem Publikum gedemütigt! Natürlich war das, was der Kiezclub gezeigt hat, eines Topteams unwürdig.
Die Pfiffe während des Spiels und danach offenbarten: Die Ansprüche sind nach der erfolgreichsten Rückrunde der Vereinsgeschichte in der Vorsaison gestiegen. Dabei ist St. Pauli tabellarisch bisher im Soll. Zehn Punkte aus sechs Spielen, trotz Verletzungssorgen mit Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen. In engen Spielen (Nürnberg, Heidenheim, Bochum) war das Janßen-Team in der Lage, einen Weg zum Sieg zu finden. Attribute eines Spitzenteams? Ja, aber...
Spielerisch ist noch viel Luft nach oben. Leidenschaft, Kampf und Wille übertünchten manch dürftige spielerische Darbietung. So richtig ist noch nicht erkennbar, für was der Club in dieser Saison stehen will. Defensiv fehlt die Konstanz, wie die Spiele gegen Dresden (2:2), Darmstadt (0:3) und Ingolstadt zeigten, und im Spiel nach vorne (fünf Tore, davon drei von Christopher Buchtmann) fehlt es noch an Automatismen und Kreativität.
Um eines deutlich zu machen: Dies soll kein Abgesang auf Janßen sein. Schließlich ist der 50-Jährige, der noch nicht über viel Erfahrung als Cheftrainer verfügt, mit seiner Akribie, Begeisterung und dem Mut, junge Spieler zu integrieren, ein Gewinn für St. Pauli. Die Zweifler werden aber wohl erst dann verstummen, wenn Spielweise und Punkteausbeute der einer Spitzenmannschaft entsprechen.