Verschont uns mit dem Unfug, meint Abendblatt-Sportredakteur Björn Jensen mit Blick auf die Ausführungen zu den Davis-Cup-Absagen.

Putzig wirkte es, wie die Funktionsträger im Deutschen Tennis-Bund (DTB), allen voran Boris Becker als neuer Head of Men’s Tennis, am Tag nach dem Nominierungsdesaster die Scherben zusammenzukehren versuchten. Der Alexander wollte ja spielen, sein Manager hat es verboten. Der Mischa ist verletzt und wäre auf Sand sowieso nur fürs Doppel infrage gekommen, und der Philipp, na ja, da ist ja immer irgendwas. Und auf Sandplatz zu spielen, das ist sowieso eine Zumutung, mitten im Herbst, wo alle nur an Hartplatz denken.

Bitte, liebe DTB-Funktionäre: Verschont uns mit diesem Unfug. Mischa Zverev hat sich im Achtelfinale der US Open tatsächlich verletzt. Aber dass die Topspieler Alexander Zverev und Philipp Kohlschreiber in gut einer Woche nicht zum Relegationsmatch in Portugal aufschlagen, in dem es um den Klassenerhalt in der Davis-Cup-Weltgruppe geht, hat nur einen Grund: Dass sie Egoisten sind, die ihr eigenes Wohl gnadenlos dem Fortkommen der Mannschaft ihres Heimatlandes voranstellen. Das ist nicht weiter verwerflich; Tennisspieler sind Einzelsportler und müssen an sich denken. Aber sie sollen bitte nie wieder darüber schwa­dronieren, wie wichtig ihnen der Davis Cup ist. Wenn es so wäre, dann würden sie einen Weg finden, ihn auch zu spielen.

Was Alexander Zverev angeht, bleibt noch eins zu sagen. Die Erfolge, die den 20 Jahre alten Hamburger auf Platz vier der Weltrangliste geführt haben, geben seinem Berater Patricio Apey recht mit seiner Karriereplanung, die in diesem Jahr auch den Verzicht auf das Heimturnier am Rothenbaum vorsah. Die Herzen der deutschen Fans aber droht Zverev zu verspielen. Jemand sollte seinem Berater diesen Rat geben. Herr Becker, übernehmen Sie?