Hamburg ist im Länderbildungsvergleich auf Platz 5, aber große Baustellen bleiben

Der erste Blick auf den „Bildungsmonitor 2017“ ist zweifellos erfreulich, aber inzwischen schon nicht mehr überraschend: Die Ländervergleichsstudie, die im Auftrag des Instituts der Deutschen Wirtschaft erstellt wurde und Bildung aus einer wirtschaftlichen Perspektive betrachtet, weist Hamburg einen guten fünften Platz unter den 16 Ländern zu. Mehr noch: Die Schulen im Stadtstaat haben sich danach in den vergangenen vier Jahren besonders gut entwickelt, nur das Saarland hat noch größere Fortschritte erzielt.

Jahrelang bildete Hamburg zusammen mit Bremen und Berlin bei fast allen Bildungsstudien das Schlusslicht. Inzwischen haben sich die Hamburger Schüler und das Hamburger Schulsystem ein Stück weit nach oben absetzen können. Stark sind die Hamburger vor allem in den Fremdsprachen und in Deutsch jedenfalls guter Durchschnitt. Das große Problemfach bleibt Mathematik, das erste Abitur mit bundesweit zentralen Elementen hat es gerade wieder bestätigt. Aber: Mindestens ein Anfang ist gemacht.

Diese Tendenz spiegelt der „Bildungsmonitor“ noch einmal wider. Und dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn Hamburg hat in den vergangenen Jahren massiv investiert: Zunächst vereinbarten CDU, SPD und Grüne im Rahmen des sogenannten Schulfriedens 2010 eine deutliche Verkleinerung der Klassen und die Schaffung von rund 1000 zusätzlichen Lehrerstellen. Heute ist Hamburg bei der Schüler-Lehrer-Relation bundesweit Spitze. Zweitens hat die SPD nach dem Regierungswechsel 2011 in rasantem Tempo fast alle Grundschulen zu Ganztagsschulen ausgebaut. Das fördert zunächst einmal die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – gerade in einer Großstadt mit einem hohen Anteil von Doppelverdienern ein wichtiges Kriterium, nicht zuletzt auch für Politiker, die wiedergewählt werden wollen.

Ob der Ganztagsbetrieb langfristig auch die Schülerleistungen verbessern kann, weil gerade Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern nachmittags noch einmal individueller gefördert werden können, ist zu erwarten. Der wissenschaftliche Beweis steht allerdings noch aus. Doch schon jetzt zeigt sich insgesamt: Investitionen in Bildung lohnen sich messbar. Im selben Moment muss hinzugefügt werden, dass die Baustellen auch in Hamburg nach wie vor groß sind. Neben der umfassenden Matheschwäche bleibt die starke Abhängigkeit des Bildungserfolgs von sozialer Herkunft eine der drängendsten Hauptaufgaben.

Selbstverständlich sind nicht alle Bildungsprobleme mit Geld zu lösen. Es geht nicht zuletzt auch um eine gezieltere Aus- und Fortbildung der Lehrer. Stärker als früher müssen dabei der hohe Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund und die Inklusion von Schülern mit speziellem Förderbedarf einfließen.

So erfreulich ein guter Mittelplatz im Länderranking des „Bildungsmonitors“ für Hamburg auch sein mag, so müssen doch die Auswahl und vor allem die Gewichtung der untersuchten Handlungsfelder kritisch hinterfragt werden. Die Vergleichsstudie enthält nicht originäres Material, sondern fußt ihrerseits auf anderen, bereits veröffentlichten Bildungsstudien oder statistischen Angaben aus den Ländern. Diese Zusammenstellung ist im Prinzip verdienstvoll und hilfreich, auch weil die wirtschaftliche Betrachtungsweise stets klar betont wird. Weniger transparent ist dagegen das eigentliche Verfahren der Benotung, und das ist zweifellos ein Manko der Studie.

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