Am Rotherbaum muss eine neue Zukunft beginnen.

„Die Zukunft hat begonnen“, diesen Satz twitterte Boris Becker am Sonntagabend. Alexander Zverev, der in Hamburg geborene, aktuell beste deutsche Tennisprofi, hatte gerade beim Mastersturnier im kanadischen Montréal das Finale gegen sein Idol Roger Federer gewonnen. Und wenn man weiß, dass der 36 Jahre alte Grand-Slam-Rekordchampion aus der Schweiz seinen ersten Majortitel 2002 am Hamburger Rothenbaum gewann, als er 20 Jahre und neun Monate alt und damit ein knappes halbes Jahr älter war als Zverev heute, ist es sicherlich nicht vermessen, vom Generationenwechsel zu sprechen.

Zverevs Leistung, in diesem Jahr mit Siegen über Novak Djokovic in Rom und nun Federer bereits zwei Masterstitel erobert zu haben, ist kaum hoch genug wertzuschätzen. Ebenso gebührt aber seinem Team großes Lob, das durch eine sehr umsichtige Terminplanung den Sprung auf Weltranglistenplatz sieben ermöglicht hat. So schäbig der Verzicht auf das Antreten bei seinem Heimturnier am Hamburger Rothenbaum Ende Juli trotz einer schriftlichen Startverpflichtung bis 2018 charakterlich auch gewesen sein mag; sportlich war es die richtige Entscheidung.

Für die Veranstalter am Rothenbaum ist Zverevs Triumph deshalb bitter. Seine Absage hatte der Jungstar damit begründet, sich zwischen den Grand-Slam-Events in Wimbledon auf Rasen und New York auf Hartplatz den Wechsel auf Sand nicht mehr zumuten zu wollen. Angesichts des durchschlagenden Erfolgs ist kaum vorstellbar, dass er in den kommenden Jahren von dieser Linie abrücken wird. Den Kampf um sein Zugpferd kann der Rothenbaum nur gewinnen, wenn er selbst eine neue Zukunft beginnt und den Wechsel von Sand- auf Hartplatz vollzieht.