Das Personal leistet schwere Arbeit zu Billiglöhnen. Wer die Verantwortung für das Kofferchaos am Flughafen trägt.

Die vier schlimmsten Feinde des Hamburger Flughafens? Winterferien, Skiferien, Sommerferien und Herbstferien. Denn dann ist es dort – Überraschung – besonders voll. Wer in diesen Zeiten in Fuhlsbüttel landet, braucht viel Zeit. Stichwort Koffer-Chaos. Am Sonnabend mussten Fluggäste drei Stunden auf ihr Gepäck warten – neuer Rekord. Die Erklärung des Flughafens für verzögerte Gepäckentladung: Personalmangel und hoher Krankenstand.

Ankommende Passagiere klagen nicht erst seit gestern über extreme Wartezeiten an den Gepäckbändern in Hamburg. Hauptverantwortlich dafür sind laut Experten die Fluggesellschaften – Billig-Fluglinien wie klassische Airlines –, die permanent die Preise für die Gepäckabwicklung drücken. Hier wird schwere Arbeit schlicht zu schlecht bezahlt. Solche Löhne reichten nicht aus, um annähernd die Lebenshaltungskosten in einer teuren Stadt wie Hamburg zu decken, sagt Daniel Flohr von der Industriegewerkschaft Luftverkehr.

Auch Urlauber müssen sich hinterfragen

Verantwortung trägt natürlich auch Hamburg Airport als Muttergesellschaft der Firma, in der die Be- und Entlader des Flughafens beschäftigt sind. Den Forderungen der Fluggesellschaften könnte man sich am Verhandlungstisch durchaus entgegenstellen – insbesondere, wenn man seit langer Zeit weiß, dass man für bis zu zehn Euro Stundenlohn kaum geeignete Mitarbeiter findet.

Und die Passagiere? In den Momenten des Ärgers am Gepäckband muss sich jeder, der gern mal eben besonders preiswert übers Wochenende nach Lissabon, Stockholm oder München fliegt, seine Verantwortung klarmachen: Je preiswerter Airlines ihre Flüge anbieten, desto schlechter werden die Kofferträger bezahlt und desto weniger Menschen sind schließlich bereit, diese Arbeit zu erledigen.