Wir alle wollen in einer sauberen Stadt leben. Und Hamburg macht es uns einfach

Als ich das letzte Mal umgezogen bin, war das Schlimmste natürlich der Dachboden. Der war voll von Möbelstücken, die man im Laufe der Jahre nicht mehr in der Wohnung haben, aber auch nicht sofort entsorgen wollte. Mir graute davor, den ganzen Krempel loszuwerden – bis ich den freundlichen Mitarbeiter der Hamburger Stadtreinigung am Telefon hatte. Die bietet nämlich eine Sperrmüllabfuhr an, die wirklich unschlagbar ist. Für 35 Euro kommen an einem verabredeten Tag eine Handvoll Mitarbeiter vorbei und holen bis zu acht Kubikmeter nicht mehr benötigte Schränke, Tischplatten, Regale und Matratzen ab – und zwar direkt vom Dachboden, in meinem Fall eine kleine Kammer im fünften Stock, zu erreichen über eine steile Altbautreppe. 20 Minuten später war der Müllberg Geschichte.

Dieses Angebot sollte die Stadtreinigung noch mehr bewerben, vielen ist dieser Service unbekannt. Auch der Mythos, Recyclinghöfe gebe es nur draußen am Stadtrand, hält sich hartnäckig. Dabei liegen die zwölf Re­cyclinghöfe gut über die Stadt verteilt. Zudem gibt es in den meisten Stadtteilen regelmäßig eine mobile Problemstoffsammlung. Die Ausreden, alte Farbeimer oder den kaputten Fernseher nicht ohne unzumutbaren Aufwand anständig entsorgen zu können, sind also an den Haaren herbeigezogen.

Die Autorin ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts
Die Autorin ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts © Massimo Rodari

Wir alle wollen in einer sauberen Stadt leben. Darum müssen wir auch alle mit gutem Beispiel vorangehen. Es mag moralinsauer klingen, aber in dieser Hinsicht zählen jeder To-go-Becher, jeder Einweggrill, jedes Taschentuch und auch jedes Kaugummi. Müll landet dort, wo bereits Müll liegt; wo leere Flaschen am Grünstreifen abgeworfen werden, kommt bald weiterer Unrat hinzu. Hier muss sich jeder Einzelne disziplinieren – und sich auch nicht zu schade sein, Mitbürger, die im Vorbeigehen mal etwas fallen lassen, auf die nächsten Papierkörbe aufmerksam zu machen. Von diesen gibt es in Hamburg mittlerweile immerhin 10.000 Stück; bei den Standorten der 500 zuletzt aufgestellten konnten sogar die Bürger mitentscheiden. In Grünanlagen ist es auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, seine Picknickreste anschließend zu entsorgen – schließlich hat nicht jeder Hamburger einen eigenen Garten und möchte saubere Parkanlagen nutzen können.

Dass immer mehr Bürger Verschmutzungen bei der Stadtreinigung melden, ist ein Zeichen für Verantwortungsbewusstsein. Und keines von Spießbürgertum. Denn nur so kann die Stadtreinigung schnell handeln, bevor neuer Müll hinzukommt. Und im besten Fall Müllsünder auch überführen.

Ein wichtiger Schritt ist zudem, dass die Stadtreinigung von 2018 an auch für die Säuberung der Parks zuständig sein wird (und nicht mehr die Bezirke, die sich dann ausschließlich um die Pflege kümmern). Ebenso wichtig ist aber, dass Stadtreinigungsmitarbeiter die Kompetenz erhalten sollen, Bußgelder gegen Müllsünder zu verhängen. Der Strafrahmen für unerlaubtes Entsorgen sollte allerdings noch weiter angehoben werden. Müll illegal zu entsorgen darf kein Kavaliersdelikt sein, die Konsequenz muss wehtun. Am besten so weh, dass man durch die Einnahmen die zusätzlich geplanten 400 Reinigungskräfte bezahlen und auf die beschlossene Straßenreinigungsgebühr verzichten kann.

Die könnte nämlich eher kontraproduktiv wirken – nach dem Motto: Wenn ich schon so viel bezahle, schmeiße ich meinen Müll eben auch einfach auf die Straße.