Fahrradstraßen? Ja, aber... Alle Radler müssen lernen, Verkehrsregeln zu befolgen und sich unterzuordnen

An schönen Sommertagen dürfte den Anhängern des Radverkehrs das Herz aufgehen. Die Zahl jener, die mittels eigener Muskelkraft den Weg zur Arbeit, zur Kita oder zum Einkaufen bewältigen, schnellt dann in die Höhe.

Wer morgens auf der Grindelallee radelt, muss sich an den Kreuzungen in eine lange Schlange wartender Radfahrer einreihen. Vorm Büro wiederum ist kaum mehr ein Plätzchen frei, will man das eigene Fahrrad sicher abstellen.

Ganz anders an Regentagen oder im Winter. Um bis zu 50 Prozent bricht dann der Radverkehr ein, muss selbst Hamburgs Radverkehrsbeauftragte Kirsten Pfaue einräumen. Dann herrscht auf Radwegen Leere.

Das Rad ist ein Schönwetter-Fortbewegungsmittel. Da hilft auch kein Gesundbeten grüner Verkehrsplaner oder das Versprechen, die Radverkehrsinfrastruktur Hamburgs allwet­tertauglich machen zu wollen.

Dennoch ist es richtig, in moderne Radverkehrswege wie die Fahrradstraße an der Alster zu investieren. Abseits der Hoffnung, dass bisherige Radmuffel doch noch zum Umstieg bewogen werden können, erhöhen gut ausgebaute und in Schuss gehaltene Radwege zuallererst die Sicherheit seiner gegenwärtigen Nutzer. Der Umbau der Krugkoppelbrücke an der Außenalster samt Kreisverkehr an der Mündung zum Harvestehuder Weg ist ein gutes Beispiel. Gerade an dieser Stelle kommen sich Radfahrer, Fußgänger und Jogger häufig ins Gehege. Eine breitere Straße mit einer speziellen Spur für den Radverkehr wird dort sehr helfen.

Der zunehmende Radverkehr stellt das gesamte Verkehrssystem unserer Stadt vor neue Herausforderungen. Autofahrer müssen – und werden – sich daran gewöhnen, dass ein Fahrrad ein gleichberechtigtes Verkehrsmittel ist, das zu ihren Lasten geht.

Den Verkehrsplanern und der Politik obliegt es, einen fairen Ausgleich zu schaffen. Nicht alles, was Radfahrer sich wünschen, ist sinnvoll und im Gesamtinteresse der Stadt. Die Forderung nach gleichberechtigter Teilhabe am Straßenverkehr setzt voraus, dass auch Radfahrer das Recht der „anderen“ akzeptieren.

Wer täglich mit dem eigenen Rad unterwegs ist, erlebt vielfach den Egoismus jener, die meinen, den Mainstream auf ihrer Seite zu haben. Der Verstoß gegen geltende Regeln der Straßenverkehrsordnung ist für viele Radfahrer – wenn überhaupt – ein Kavaliersdelikt. An einer Kreuzung bei Rot stehen zu bleiben macht einen nicht selten zum Verkehrshindernis.

Oftmals drängt sich der Verdacht auf, dass eine Reihe von Radlern die Regeln der Straßenverkehrsordnung überhaupt nicht kennt. Daher erscheint die Forderung, auch die Erlaubnis zum Radfahren in irgendeiner Weise einer Belehrung – es muss ja nicht gleich eine Prüfung sein – zu unterwerfen, nicht ganz so irrational, wie mancher in einer ersten Reaktion meint.

Auch die Idee, Nummernschilder für Räder zu vergeben, klingt angesichts der vielen Verstöße gar nicht so dumm. Die Gefahr, erwischt und belangt zu werden, dürfte wenn schon nicht alle, so doch ein Reihe von Radfahrern zu mehr Disziplin anhalten.

Das Wichtigste aber ist, nach klugen Ideen zu suchen, um den Rad- mit dem Autoverkehr zu versöhnen. Der Vorschlag, die bestehende Regelung auf der Sierichstraße – morgens ist sie stadteinwärts, abends stadtauswärts zu befahren – zu kippen, erscheint aber falsch, denn letztlich würden die Autofahrer in kleine Wohnstraßen ausweichen und dort auf Radfahrer treffen.