Hamburg darf sich nicht auf den frischen Lorbeeren der Elbphilharmonie ausruhen.

Es gibt keine Maßeinheit für den Daseinszustand „Musikstadt“. Man wird nicht umso schneller dazu, je öfter man von sich behauptet, so etwas sein zu wollen. Die Richtigkeit dieser Behauptung lässt sich nicht mit einer Besucherzahl belegen. Die wichtigsten Referenzgrößen sind: Glück, Freude, Ergriffenheit, Fantasie, Horizonterweiterung, Humanität. Denn Musikstädte machen die Menschen in ihnen zu anderen, vielleicht sogar zu besseren Menschen. Und in den letzten sechs Monaten mit allgemein zugänglicher Elbphilharmonie hat sich die „Musikstadt Hamburg“ dramatisch verändert.

Ein „Haus für alle“ sei sie schon jetzt, heißt es gern. Ist sie nicht. Sonst hätten ja alle für alles Karten. Wichtiger ist: Sie kann und will Haus für alle sein und es noch mehr werden. Doch das dauert. So toll sich das jetzt gerade anfühlt, so speziell ist es derzeit aber auch. Erst wenn dieser irre Ausnahmezustand zum Normalfall wird, könnte die Kulturpolitik sich entspannen und wieder zum Tagesgeschäft übergehen. Aber die Aufbauarbeit hat nicht mit dem Ende der Bauarbeiten am Kaiserkai ein Ende gefunden, im Gegenteil. Für Exzellenz gibt es nun eine Gefühlsimmobilie, um die Hamburg beneidet wird – für die Basisarbeit bleibt enorm viel zu tun. Das wird und muss die Stadt tunlichst viel Geld kosten. Bestens angelegtes Geld.

Denn viele erleben hier und jetzt eine andere Art der Freude über Musik, die sie bereits kannten; andere erfasst Begeisterung wegen Musik, die ihnen neu ist. Viele möchten jetzt über Musik mitreden können, viele erkennen Kultur jetzt als wichtig. Wer möchte, kann das am Ende der ersten Elbphilharmonie-Saison gern „Musikstadt“ nennen. Er darf sich eben nur nicht auf frisch ge­ernteten Lorbeeren ausruhen.