Ein Willkommensgruß von Joachim Mischke

„Stürmisch bewegt. Mit größter ­Vehemenz.“ Humor hat man ja beim NDR. Am Dienstag, nur einen Tag nach ­Bekanntgabe der Vertragsnichtverlängerung von Chefdirigent Thomas Hengelbrock, präsentierte das NDR Elbphilharmonie Orchester auf seiner Facebook-Seite ein putziges Begrüßungsvideo, das mit der Zielgeraden des zweiten Satzes von Mahlers Fünfter amtlich pompös unterlegt ist. Und Mahlers Satzbezeichnung sagt aber auch einiges über die vielleicht doch nicht ganz wohltemperierte Stimmung hinter den öffentlich-rechtlichen ­Orchester-Kulissen aus. Krise? Welche Krise? Der Maestro will weg, es lebe der Maestro. Nach dem Chefdirigenten ist vor dem Chefdirigenten.

An diesem Freitag um zehn, Ortszeit Elbphilharmonie, soll jedenfalls Bescherung sein, im Internet verfolgbar. Und im Vorab-Werbespot für unsichtbaren Dirigenten und großes Orchester steigt ­jemand vor dem Konzerthaus aus dem Taxi, betritt die Garderobe, richtet den Frack. Eine Musikerin mit amerikanischem ­Akzent begrüßt Mister Nobody, bevor es auf die Bühne geht und sich alle auf Kommando in die Kamera freuen. Alan Gilbert, am Dienstag vom Abendblatt angekündigt, ist Amerikaner, als Noch-Chef der New Yorker Philharmoniker ein Mahler-Nachfolger am dortigen Dirigentenpult und hat im April in der Elbphilharmonie Mahler ­dirigiert. Lauter kann die öffentlich-rechtliche Nachtigall kaum trapsen.