„Theater der Welt“ war Vielfalt, Kulturpräsenz und Aufklärung durch Kunst
Wer meint, das Festivalgelände am Baakenhöft sei doch auch nur ein BeachClub, der hat „Theater der Welt“ wohl auch sonst skeptisch von der Seitenlinie beäugt. Eine verpasste Chance, denn das Festival hat 47.000 Menschen mit Tanz, Theater, Musik und Performance aus allen Kontinenten in Berührung gebracht. Und das Epizentrum „Haven“ samt ehemaligem Kakaospeicher, den man eigentlich auch künftig nicht missen möchte, war auch deshalb so originell, weil sich dort an meist glückhaft sommerlichen Abenden viele der Zuschauer und Künstler zum zwanglosen Austausch trafen. Weil die Gastronomie nicht beliebig war wie andernorts und die Kommunikation über Sprach- und Kulturbarrieren hinweg gelang. Der Hafen funktionierte dabei als Symbol für Begegnung ebenso prächtig wie als fototapetige Kulisse. Der Dialog gewann auch durch teils deftig diskutierte Kritik ordentlich an Schwung.
Dass die Stadt vom Festivalfieber nun vollkommen ergriffen gewesen sei, wäre als Einordnung wohl trotzdem etwas überschwänglich. Die Messlatte in Sachen gesellschaftsübergreifende Euphorie liegt im Jahr eins der Elbphilharmonie allerdings auch maßlos hoch.
Immerhin profitierte auch „Theater der Welt“ vom Glanz der Elbphilharmonie. Und als zeitgleich „Elbjazz“ sowohl zu Blohm+Voss, aber eben auch in die Elbphilharmonie und ins Thalia-Zelt auf den Baakenhöft lud, war die Verschränkung nahezu perfekt. So viel Kulturpräsenz und -vielfalt war lange nicht.
Seinen Zuschauern hat das Festival den Blick geweitet. Auf die eigene Stadt, die man aus neuer Perspektive wieder mal sehr ansehnlich finden durfte. Vor allem aber in die Welt hinein, weil sich die Besucher mit bisweilen drastischen Realitäten auseinandersetzen mussten. Das Gespräch darüber, wie und unter welchen Umständen anderswo Kunst entsteht und Leben gelebt wird, war eben auch Teil dieses Festivals. Und schob sich so in die eigene privilegierte Realität.